Die Zeiten, in denen das Ruhrgebiet unter einer Wolke aus Kohlestaub lag, sind definitiv vorbei. Neben viel Industriekultur lockt inzwischen jede Menge Natur ins ehemalige Kohlerevier. Die Abraumhalden von einst sind heute sehenswerte Landmarken.
Erdreich, das die Kohlebagger des Ruhrgebiets jahrzehntelang aus dem Inneren der Erde lieblos auf Halden gekippt haben, alte Bergbausiedlungen, die heruntergekommen an »bessere« Zeiten erinnern und Industriekultur, die innerhalb von wenigen Jahren zum Zeitzeugnis des vergangenen Jahrhunderts geworden ist – das Ruhrgebiet ist extrem facettenreich.
Wir haben die Region rund um Oberhausen, Bottrop, Mühlheim und Duisburg mit dem Gravelbike erkundet. Und wir waren begeistert, denn statt trister Katerstimmung haben wir moderne Kultur und mitten im Ballungszentrum auch jede Menge Natur erlebt.
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Nach Anreise mit der Bahn steigen wir in Oberhausen-Sterkrade auf unsere Räder. Nur gut fünf Kilometer sind es bis zum Fuß der Halde Haniel. Wir nehmen den Kreuzweg, der sich in Serpentinen nach oben schlängelt und schon unterwegs für Abwechslung sorgt: hier ein Teufkübel, dort ein Presslufthammer, dann ein Grubenwagen –immer wieder erinnern Gegenstände an den Bergbau. 1995 haben die Ordensfrau Tisa von Schulenburg und der Oberhausener Künstler Adolf Radecki den Kreuzweg gemeinsam mit Auszubildenden des Bergwerks geschaffen.
Der Kreuzweg tut, was ein Kreuzweg tun muss: weh. Er ist ganz schön steil und der steinige Untergrund der ausgewaschenen Schotterpiste macht es alles andere als einfach. Aber ein Kreuzweg ohne ein bisschen Leid wäre ja auch nicht authentisch, sagen wir uns und schwitzen und schnauben uns nach oben.
Und die Mühen lohnen sich, denn auf dem Gipfel erwartet uns das erste Highlight des Tages: die Installation des baskischen Künstlers Augustín Ibarrola. Bunte Bahnschwellen, »Totems« genannt, stecken im Kraterrand, der sich oben plötzlich vor uns auftut. Er lässt die Halde an einen Vulkan erinnern. Ein kreisrundes Amphitheater wartet darauf, mal wieder eine Kulturveranstaltung beherbergen zu dürfen. Kirche trifft hier auf Kultur.