Die Azoren gehören wohl zu den exotischsten Zielen in Europa: Das portugiesische Archipel liegt mitten im Atlantik. Gerade die Hauptinsel lässt sich gut mit Rädern erkunden – besonders spannend sind dabei die Spuren der vulkanischen Entstehung.
Plötzlich dampft es aus der Erde, der Geruch von Schwefel hängt in der Luft. Was das wohl ist? Wir halten an und stellen die Räder ab. Guide Paulo Medeiros läuft vor und zieht eine der schweren Abdeckungen zur Seite, die auf dem Boden liegen. Sofort steigt eine heiße Dampfwolke auf und wir hören ein Brodeln. Vorsichtig beugen wir uns über das Erdloch und sehen weit unten das Wasser kochen.
Wir befinden uns hier in einer der vulkanisch aktivsten Gegenden der Insel«, hatte Paulo schon kurz vorher erzählt, als wir unsere Radtour auf der Azoreninsel São Miguel begonnen hatten. Das Archipel mitten im Atlantik war vor Millionen von Jahren dank eines Hotspots zwischen zwei Erdplatten entstanden. Damals flossen Unmengen heiße Lava nach oben und bildeten die Inselgruppe. Die meisten dieser Vulkane sind längst nicht mehr aktiv. Trotzdem sind bis heute überall Spuren und Reste des Vulkanismus zu erleben – so wie bei diesen Erdlöchern.
Tatsächlich ist es eine ungewöhnliche Kochstelle: Weit unten in dem heißen Wasser steht ein kleiner Topf. »Das ist ein Cozido das Caldeiras«, weiß Paulo von »Fun Activities Azores Adventure«. Für diesen traditionellen Azoren-Eintopf werden Kohlblätter, Möhren, Kartoffeln sowie Schweinefleisch, Huhn und Rind übereinandergeschichtet, mit Salz und Pfeffer gewürzt und dann – ohne Wasserzugabe – abgedeckt ins kochende Loch gelassen. »Dort köchelt er vier bis fünf Stunden, bis alles schön weich und aromatisch ist.«