Seit 2021 führen neun ikonische Themenrouten die Radfahrer zu den schönsten Orten in Flandern. Wer Geschichte, Kunst und Natur verbinden möchte, wird zum Beispiel auf der Kunststädteroute fündig. Bike&Travel-Reporter Erik Van de Perre hat sich auf den Weg gemacht.
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Für die einen ist Brüssel – Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Belgien, Sitz der EU und Hauptquartier der NATO – eine Riesenkrake, die ihre Tentakel über die umliegenden Hügel ausbreitet. Für die anderen ist es eine pulsierende Metropole, der die in Brüssel geborene belgische Chanson- Ikone Jacques Brel mit »Bruxelles« ein Denkmal gesetzt hat. Für Radfahrer bietet die Kunststädteroute eine elegante Flucht vor der Hektik der Großstadt mit ihrer Kakophonie aus hupenden Autos, knatternden Mopeds, ratternden Presslufthämmern und heulenden Sirenen.
Der längste Tresen Europas
Zunächst aber kommen wir nicht umhin, einen Abstecher zum berühmten Grote Markt (Großer Markt) zu machen, der mit seinem gotischen Rathaus und der geschlossenen barocken Fassadenfront zu den schönsten Plätzen Europas zählt. Wenig später rauschen wir an Regierungsgebäuden und dem Königspalast vorbei durch die Wetstraat, durchqueren den Jubelpark mit seinen Museen und tauchen schließlich in die ausgedehnten Buchenwälder des Sonienwaldes ein, ein Relikt des einstigen Kohlenwaldes, der schon in Julius Cäsars Schrift »De Bello Gallico« erwähnt wird. Im Park von Tervuren mit seinen Teichlandschaften und dem sehenswerten Afrikamuseum lassen wir Brüssel endgültig hinter uns.
Der Abschnitt zwischen Tervuren und Löwen ist ein Höhepunkt der Radroute, die sich hier auf schmalen Wegen durch das hügelige Ackerland von Flämisch-Brabant schlängelt. Riesige Felder mit Chicorée, Zucchini und Spargel erstrecken sich bis zum Horizont. Lerchen zwitschern, ein Bauer winkt uns von seinem Feld aus zu. Von einer Hügelkuppe aus entdecken wir die im Tal der Dijle aufragenden Türme der alten Universitätsstadt Löwen. Schattige Radwege führen durch Wälder und Parks, vorbei am Campus der renommierten Katholischen Universität Löwen, bis ins Herz der Dijle-Stadt, in der jeder dritte Einwohner Student ist. Und weil Lernen bekanntlich durstig macht, nennen die Löwener ihre Kneipenmeile am Oude Markt, zu Füßen des schönsten Rathauses des Landes, gerne augenzwinkernd die »längste Theke Europas«.
Mondlöscher und Schafsköpfe
Von Löwen aus führt die Route weiter entlang des schnurgeraden Löwen-Dijle-Kanals. In Werchter – bekannt durch Rock Werchter, eines der größten Musikfestivals in Europa mit bis zu 150.000 Besuchern – treffen wir wieder auf die Dijle. Über viele Kilometer schlängelt sich der Radweg nun entlang dieses naturbelassenen Flusses in Richtung Mechelen, vorbei am Zoo Planckendael und dem Feuchtgebiet Mechels Broek, einem wichtigen Brutgebiet für die Knäkente. Der wuchtige, weithin sichtbare Turm der St.-Rombouts-Kathedrale weist den Weg in die Stadt der »Mondlöscher«. Die Mechelner erhielten ihren Spitznamen im 17. Jahrhundert, nachdem sie angeblich versucht hatten, den Mond auszulöschen, der in einer nebligen Winternacht durch die Fenster des Kathedralturms schien.
Die Kathedrale ist das Wahrzeichen der Stadt, aber es gibt auch viele andere historische Kleinode, wie den Palast von Margarete von Österreich, den Hof van Busleyden und den Großen Beginenhof. An ein dunkles Kapitel in der Geschichte Mechelens erinnert die Dossin-Kaserne, in der sich während des Zweiten Weltkriegs das »SSSammellager Mechelen« befand, von dem aus zwischen Juli 1942 und September 1944 mehr als 25.000 Juden in deutsche Vernichtungslager deportiert wurden. Heute beherbergt es das Jüdische Deportations- und Widerstandsmuseum.
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