Die Topographie des Niederrheins ist geradezu ideal für genussvolles Radreisen. Kaum Hügel, und das über 2.000 Kilometer lange Radwegenetz ist mit einem Knotenpunktsystem bestens ausgeschildert. Entlang von Flüssen, auf Wald-, Feld- und Wirtschaftswegen geht es hin zu historischen Altstädten, Herrensitzen, Schlössern und Burgen. Besonders sehenswert: die idyllische Landschaft der Rheinauen.
Spötter behaupten, wenn du dich auf die Zehenspitzen stellst, kannst du das ganze Land überblicken. Tatsache ist: Der Niederrhein ist ein flaches Gelände, bis auf einzelne, künstlich aufgeschüttete Halden oder ähnliche Hügel. Hier ist es so flach, dass man von einem Kirchturm zum nächsten gucken kann.
Ja und? Ist doch ganz praktisch, wenn man heute schon sehen kann, wer morgen zu Besuch kommt – da bleibt genug Zeit zum Aufräumen.
Oder anders ausgedrückt: Die Topographie des Niederrheins ist geradezu ideal für genussvolles Rad-Reisen.
EINE UNTERKUNFT, DIE MAN NICHT SO SCHNELL WIEDER VERGISST
Schon der Beginn meiner beschaulichen Niederrhein-Tour ist sehr vielversprechend: Bereits aus der Ferne bemerke ich, dass das urige Wasserschloss Walbeck bei Geldern, unmittelbar am Grenzwald zu den Niederlanden, ein besonderer Ort ist. Hier sagen sich nicht nur Fuchs und Hase gute Nacht, hier kann man sprichwörtlich abschalten und Ruhe und Natur genießen. »Schlossherr« Daniel van Bonn führt mich durch die alten, aus dem 14. Jahrhundert stammenden Gemäuer, zeigt mir die Tagungsräume »Robin Hood« und »Little John« sowie das überdachte »Sonnentor« im Innenhof.
Auf unserem Weg zu den angenehm kühlen Hotelzimmern sind knarrende Dielen, freiliegende Holztragebalken und schiefe Wände selbstverständlich im Übernachtungspreis inbegriffen. »Kein Zimmer gleicht dem anderen«, verspricht Daniel. Als Mitglied im ADFC bietet das Schloss nicht nur ausgearbeitete Tagestouren an, sondern auch eine abschließbare Garage mit Ladestation für E-Bikes. Und sollte jemand sein Fahrrad »vergessen« haben – kein Problem, denn in der nahen Scheune stehen etwa 120(!) Leih-Fahrräder für die Pedalritter bereit.
SÜSSER SPARGEL
Wenn mit den ersten Sonnenstrahlen im April die Radfahrer ausfliegen wie Schwärme von Hornissen, beginnt auf den fruchtbaren Anbaugebieten entlang der niederländischen Grenze auch die Erntezeit des Walbecker Spargels. Bemerkenswert ist, dass die besondere Qualität, Tradition und Beschaffenheit der edlen Stangen vom Niederrhein auch von der Europäischen Union offiziell anerkannt wurden. Durch das geschützte EU-Gütesiegel spielt der nussig-süß schmeckende Walbecker Spargel in der ersten Liga der europäischen Genussmittel. Die regionale Spezialität steht somit in einer Reihe mit französischem Champagner, Lübecker Marzipan, italienischem Parmaschinken und Münchener Bier.
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