Paradies für Tourenradler
Rennradfahrern braucht man Mallorca kaum noch vorzustellen. Auch bei Mountainbikern erfreut sich die größte Insel der Balearen einer wachsenden Beliebtheit. Tourenradler trifft man indes kaum. Darüber staunte auch Erik Van de Perre, als er die Probe aufs Exempel machte.
Text/Bilder: Erik Van de Perre
In S’Arenal flattert stolz die blau-weiß karierte bayerische Flagge. Aus einem obskuren Schuppen werden Fetzen von Blasmusik und der ölige Geruch von Bratwurst hinausgetragen. Nahezu sämtliche Aushängeschilder sind auf Deutsch, und auch auf dem belebten Boulevard ertönt fast nur die Sprache Goethes. Zwei Dutzend Harleys einer berüchtigten Motorradgang rollen knatternd den Boulevard herunter. Neben einer Strandburg aus leeren Bierflaschen erwachen die letzten Schnapsleichen. Sämtliche Klischees von »Malle« scheinen sich auf Anhieb zu bestätigen. Doch bereits wenige Kilometer außerhalb der Bettenburgen von S’Arenal beginnt sich das Bild zu ändern.
In Llucmajor sieht die Welt schon ganz anders aus. Es ist Samstagnachmittag und die Innenstadt so gut wie ausgestorben. Auf einer Terrasse im Schatten der massiven Kirche gibt es eiskaltes Bier. Die Karte führt keine Bratwurst und der Wirt spricht nur Spanisch. Wir sind auf »Mallorca« angekommen!
Ruhige Nebenstraßen führen ins Landesinnere. Eine sanfte Brise schiebt uns zwischen Steinmauern und Mandelbäumen, blühenden Kakteen und Agaven nach Ses Salines. Dort verbirgt sich hinter altem Gemäuer das schmucke Hotel »Ca’n Bonico«. Ein echtes Juwel, untergebracht in einem Herrenhaus aus dem 13. Jahrhundert, das bis heute im Besitz der Familie Bonet ist. Beim Umbau zum Hotel wurde die ursprüngliche Architektur komplett erhalten. Auch der Turm, der einst als Gefängnis fungierte, wurde integriert und beherbergt heute eine Bibliothek.
Schallende Ohrfeige
Am Morgen wäscht ein kurzer, heftiger Regenschauer den Staub aus der Luft. Der Asphalt dampft. Es riecht nach feuchter Erde und Blumen, Bäumen und Kräutern. Schlafende Dörfer ziehen vorbei. Die Häuser sind aus groben Steinquadern errichtet. Grün, braun oder blau gestrichene Fensterläden sorgen für Farbtupfer. Am östlichen Horizont zeichnen sich bereits deutlich die grünen Hügel der Serres de Llevant ab. Stichstraßen führen immer wieder an die Küste, zum Beispiel nach Es Pontàs, wo sich ein wunderbarer natürlicher Felsbogen aus dem Meer erhebt.
Im Küstenstädtchen Porto Cristo belohnen wir uns mit einem kühlen Bier. »Macht dann 13,60 Euro, meine Herren.« Die Worte des Wirts von »Es Tanit« klingen wie eine schallende Ohrfeige. Zähneknirschend zahlen wir die Zeche und versprechen aufrichtig, den Ort nie wieder zu besuchen.
Wir finden Trost in »El Encinar«. Almudena Cerdó Frias hat dort, in den Hügeln nördlich von Son Servera, eine Finca aus dem 18. Jahrhundert in ein schmuckes, kleines Hotel verwandelt, umgeben von einem bezaubernden Garten mit Steineichen, Palmen, Agaven, Mandel- und Zitronenbäumen. Vom Schlafzimmerfenster aus schweift der Blick über Wälder und Wiesen bis zum Meer. Wir schlummern ein mit dem fernen Klingeln von Schafsglöckchen.
Die vollständige Tourenbeschreibung lesen Sie in der Ausgabe 2/2015 des Bike&Travel Magazins