Grüne Weiden vor grauen Felstürmen, weite Hochebenen, Flow-Trails und technische Abfahrten: Alta Badia im südlichen Gadertal zählt zu den vielfältigsten und aussichtsreichsten Mountainbike-Regionen Südtirols. Die Journalistin Judith Beck war dort drei Tage lang mit dem E-Mountainbike unterwegs.
»Die Erde ist unsere Wurzel, die Luft ist der Geist, das Feuer ist unser Haus, und das Wasser ist Freiheit.« Ich fühle jedes einzelne Wort dieses ladinischen Sprichworts, während wir entlang der vermutlich schönsten Felsformationen der Welt radeln: den Dolomiten. Das Sprichwort zeugt davon, wie naturverbunden die Ladiner sind. Der abgeschiedenen Lage einiger Dolomiten-Täler ist es zu verdanken, dass sich ihre ursprüngliche Lebensweise erhalten hat und die rätoromanische Sprache bis heute von etwa 30.000 Menschen gesprochen wird. So auch hier in Alta Badia, dem südlichen Teil des Gadertals, wo wir die nächsten Tage mit dem E-Mountainbike unterwegs sein werden.
Tatsächlich erreichte man Hochabtei – wie Alta Badia auf Deutsch heißt – von Norden bis ins Jahr 2006 nur über die alte Gadertalstraße, die sich abenteuerlich entlang von Berghängen und über schmale Brücken des Flusses Gader schlängelte. Umfangreiche Baumaßnahmen sorgten dafür, dass man heute bequem durch eine Reihe von Tunneln nach Alta Badia gelangt. Die alte Gadertalstraße ist hingegen ganz in der Hand der Biker. Eigentlich ist die Gegend besonders bekannt als Skiort der Reichen und Schönen. Mittlerweile residiert die High Society hier auch im Sommer, kombiniert fernab der Hauptverkehrsrouten »a bissl Wandern« mit viel Wellness und Kulinarik auf Sterne-Niveau.
DIE SCHÖNSTEN TRAILS ENTDECKEN
Im Hotel Melodia del Bosco ist von Haute Cuisine und Hautevolee nichts zu spüren. Im Hof, in der Lobby, beim Frühstück – überall begegnen uns sportliche Typen in Radklamotte. Wir fühlen uns in bester Gesellschaft für unser Vorhaben: drei Tage lang die schönsten Trails und Touren entdecken, die das Gadertal zu bieten hat.
Badia ist dafür der ideale Ausgangspunkt, gelegen zwischen dem Naturpark Puez-Geisler, dem Naturpark Fanes-Sennes-Prags und dem Sellamassiv, das bekannt ist für die Sellaronda-MTB-Tour. Dass im Hotel Melodia del Bosco überdurchschnittlich viele Biker urlauben, liegt an Klaus Irsara. Der Chef des Hauses ist selbst ausgesprochen radverrückt, und mit dem Mountainbike ebenso unterwegs wie mit dem Rennrad oder Gravelbike. Er kennt sämtliche Trails, Abkürzungen, Um- und Schleichwege der Umgebung – inklusive passender Hütten für den Einkehrschwung.
Klaus hat damit ein schier unerschöpfliches Repertoire an Touren, die er seinen Gästen abgestimmt auf deren Können und Wollen an die Hand geben kann. »Es soll anstrengend sein, ohne zu überfordern. Wir wollen etwas erleben, aber zu abenteuerlich ist auch nichts. Ach ja, und großartige Aussichtspunkte wären natürlich super«, äußern wir unsere Wünsche. Klaus geht in sein Office und kommt ein paar Minuten später mit dem fertigen GPX-Track zurück. Menü des Tages: Vorspeise San Cassiano, Hauptgericht Störes mit 360-Grad-Panorama und als Nachspeise der Flow-Trail zurück ins Tal.
Code #2252