Sonnenverwöhnte Weinberge, sanfte Streuobstwiesen, malerische Winzerdörfer und historische Stätten prägen das Markgräflerland im äußersten Südwesten Baden-Württembergs. Zwischen Freiburg und Basel laden traditionsreiche Weingüter und urige Straußwirtschaften zum Genießen ein. Auf unserer E-Bike-Tour entdeckten wir traumhafte Landschaften und feine Weine.
Der Morgen ist noch angenehm kühl, als ich mich auf das E-Bike schwinge. Auf halber Strecke gesellt sich meine Freundin Jenny dazu und gemeinsam radeln wir auf den Läufelberg, der sich zwischen Fischingen, Schallbach und Egringen erhebt. Von hier oben fällt der Blick auf die Rheinebene, nach Basel und auf die Vogesen im Süden und Westen sowie den Markgräfler Hausberg, den 1.165 Meter hohen Hochblauen im Nordosten – und natürlich auf die vielen Rebstöcke, die hier in der wärmsten Ecke Deutschlands heranreifen. Wir pausieren unter einem Kirschbaum und lassen die Landschaft auf uns wirken. Unter dem tiefblauen Himmel umgeben vom üppigen Grün wähnen wir uns augenblicklich im Urlaubsmodus.
Auffällig ist die Blumenpracht auf dem Läufelberg. Um die Artenvielfalt seltener Wildbienen zu erhalten, säte der Winzer Dirk Brenneisen auf seinen Weinbergen Blühpflanzen ein. »Authentisch und puristisch« lautet auch die Philosophie des engagierten Winzers, der hauptsächlich Gutedel, Pinot Noir, Chardonnay sowie Weißer und Grauer Burgunder anbaut. Die Pflege seines Weinbergs steht an erster Stelle, so verzichtet er auf maschinelles Mähen und lässt lieber seine Quessantschafe das Gras zwischen den Reben fressen.
Wir folgen der roten Raute, nicht etwa der des Westwegs, sondern der, die mit der gelben Rebe gekennzeichnet ist – die Beschilderung des Markgräfler Wiiwegli, der auf 90 Kilometern durch die Wein- und Obstregion von Grenzach-Wyhlen bis Freiburg verläuft.
WEINVERKOSTUNG IM WEINGUT VINESSLI
Wir bleiben auf der Höhe, radeln über die breiten Wege zwischen den Weinbergen, immer mit Blick auf die Rheinebene und die Rebstöcke, die hier im Spätsommer heranreifen. In gemütlicher Fahrt erreichen wir das malerische Dorf Ötlingen, das auf den Ausläufern des Tüllinger Berges eine der schönsten Lagen im Markgräflerland besitzt. Am Selbstbedienungsstand seines Hofes treffen wir zufällig Dieter Rösch an, einen engagierten Winzer, der uns spontan den Weinkeller seines Weinguts Vinessli zeigt.
Das Anwesen der Familie Rösch stammt aus dem Jahr 1886 und steht, wie viele andere Gebäude des Dorfes, unter Denkmalschutz. Im kühlen Gewölbekeller des Weinguts reifen die Rotweine in Holzfässern heran. Rösch setzt seit vielen Jahren auf innovative, widerstandsfähige Neuzuchten wie Cabernet Cantor, Cabernet Cortis sowie Helios und Johanniter, aber auch Gutedel, Chardonnay und Spätburgunder baut er nach alter handwerklicher Tradition in seinen Weinbergen an. Mit den neuen Weinsorten spart Rösch 90 Prozent der üblichen Unkrautbekämpfungsmittel ein. »Klein, aber fein«, lautet seine Devise, mit der er seine 54 Ar Reben bewirtschaftet. Die Trauben werden von Hand gelesen und alle Weine werden trocken ausgebaut. Rösch begann nach seiner Pensionierung mit dem Weinanbau. Als Flugzeugtechniker bei der Bundeswehr hatte er ein ziemlich bewegtes Leben, arbeitete danach in weiteren spannenden Berufen und widmet sich nun Vollzeit seinen Weinen. Außerdem brennt er Edelbrände, Liköre und sogar Whiskey.