Der wildromantische Schwarzwald mit seinem riesigen Wegenetz ist das perfekte Revier für ausgedehnte Entdeckungstouren mit dem E-Bike. Die Königsdisziplin stellt dabei ganz sicher die Durchquerung der gesamten Mittelgebirgslandschaft von der Schweizer Grenze bis nach Karlsruhe dar. Zwischen dichten Nadelwäldern und sattgrünen Wiesen gilt es, rund 375 Kilometer und mehr als 7.000 Höhenmeter zu bewältigen. Wer es besonders abenteuerlich mag, zurrt vor der Abfahrt noch Zelt, Isomatte und Schlafsack am Bike fest.

Das leise Surren des Antriebs ist wie Musik in meinen Ohren, während ich bei bestem Sommerwetter mein schwer bepacktes E-Lastenrad auf die ersten Hügelketten des Schwarzwaldes zusteuere. Der Tag ist noch frisch, meine Beine ebenso, und die Vorfreude auf eine Woche Bike-Abenteuer ist nicht zu bremsen. Ich kann es kaum erwarten, endlich »Bergluft« zu atmen und den weitestgehend flachen Oberrheingraben hinter mir zu lassen. Dank des gemäßigten Klimas und der hohen Sonnenscheindauer gedeihen dort Weinreben, Kiwis und Feigen und versprühen mancherorts fast mediterranes Flair.
“Um ein richtiges Bike-Abenteuer zu erleben, muss man gar nicht ans andere Ende der Welt fahren. Auch der Schwarzwald hat es in sich! Versprochen!”
Kultur und Kulinarik müssen jetzt allerdings erst einmal warten, denn bevor ich mich versehe, befinde ich mich direkt in der ersten waldigen Steigung – im gut zweistelligen Prozentbereich. Und dort verlässt mich auch zunächst jegliche Form von Leichtigkeit, da die Akkuladung innerhalb zweier Kilometer von zwei Dritteln voll auf gänzlich leer abstürzt. Dabei hatte der Akku doch beim Losfahren noch volle Ladung angezeigt. Zudem ist er brandneu und wurde erst einen Tag vorher, wie immer auf den letzten Drücker, als Zweitakku für die Tour geliefert. Plötzlich ist der Schweiß auf meiner Stirn mehr der Angst als der Anstrengung geschuldet. »Wie soll ich die geplanten Tagesetappen mit den vielen Höhenmetern und dem, mit Kamera- und Campingausrüstung, rund 70 kg schweren Bike nur ohne funktionierenden Zweitakku überstehen? « Dank nicht existenter Telefon- und Internetverbindung muss auch ein etwaiges Troubleshooting erstmal warten. Niedergeschlagen hole ich den anderen Akku aus den Biketaschen, drücke mir noch einen Energieriegel rein und pedaliere im Wiegetritt die nächste Steigung hinauf. Ab jetzt heißt es »Sparsam radeln«.
Der Eco-Modus ist also erstmal das Höchste der Gefühle, was mir bei dem Höhenprofil hier alles abverlangt. Bis zum Etappenziel in Schönau sind es noch rund 40 Kilometer und 1.000 Höhenmeter. »Das kann ja heiter werden!« Zudem warten am nächsten Tag gleich der Feldberg und damit die Königsetappe der Tour auf mich. Bei diesem Gedanken wird mir ganz anders, und ich frage mich ernsthaft, ob die Tour vielleicht schon vorbei ist, bevor es richtig losging. Einige Stunden später rolle ich dann endlich mit völlig leeren Beinen und drei Prozent Akku-Restleistung auf mein Tagesziel, einen kleinen Campingplatz am Flüsschen »Wiese« zu. Dort angekommen, habe ich auch endlich wieder Internet und stelle nach kurzer Recherche fest, dass ein neuer Akku, selbst wenn er volle Ladung anzeigt, in jedem Fall vor der ersten Nutzung nochmals aufgeladen werden sollte. »Manchmal sollte man das Kleingedruckte vielleicht doch besser lesen«, fährt es mir durch den Kopf, während ich mir gedanklich selbst in den Hintern trete.
Hoch hinauf
Das Zwitschern der Vögel treibt mich am nächsten Morgen früh aus dem Schlafsack. Nach einem schnellen Frühstück am rauschenden Bach hole ich meine beiden, diesmal auch wirklich vollgeladenen, Akkus an der Rezeption ab. Dann mache ich mich gleich auf den Weg, um einen möglichst großen Teil der Strecke vor der schlimmsten Nachmittagshitze zurückzulegen. Circa 1.500 Höhenmeter und rund 60 Kilometer sind heute zu bewältigen.
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