Die südschwedische Region Skåne zeichnet ganz mühelos einen Entwurf vom schönen Leben: In einer intakten Kulturlandschaft mit blühenden Gärten, Schlössern und weißen Sandstränden, mit bewusster Küche und respektvollen Menschen.
Wir sind aufgeregt. Heute treffen wir eine echte Schlossherrin. Ihr Anwesen liegt auf einer Halbinsel im Ringsjön, einem der größten Seen der südschwedischen Provinz Skåne. Um 8 Uhr morgens sind wir in Landskrona an der Westküste gestartet. In insgesamt fünf Tagen werden wir das Land queren und in einem Halbkreis entlang des Meeres auf Teilen des Sydost- und Sydkustleden nach Landskrona zurückkehren. Um die 400 Kilometer mit Rad und Sack und Pack.
Weiß gekalkt ragt das Schloss Bosjökloster vor uns auf. Historische Mauern und Zinnen in einer saftig grünen Parkanlage mit uralten Eichen, dahinter das intensive Blau des Wassers. Ein Glückspilz, wer hier zuhause ist. Julia Bonde kommt lächelnd auf uns zu. Ich vermisse die fürstliche Robe, die meine Fantasie zuvor gezeichnet hat. Die Gräfin vom Bosjökloster Slott erinnert mich eher an Ronja Räubertochter, mit ihrer Wollweste und der dunkelgrünen Leinenhose. Der Frühlingswind weht in ihre ohnehin zerzausten Haare und ein paar Strähnen ins zierliche Gesicht. »Herzlich willkommen«, sagt sie auf Deutsch und schaut mit verlegenem Stolz auf ihr Schloss. In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde es als Nonnenkloster errichtet und 300 Jahre später privatisiert. Seit 1908 ist das Schloss im Besitz von Julias Familie, die es für Besucher öffnete.
Wir spazieren durch die ursprünglichen Klostergewölbe mit der Hildegard-von-Bingen-Ausstellung. Der Geruch der Kräutermischung begleitet uns bis zum Innenhof, in dem Julia Heilkräuter anpflanzt. »Ich habe den Garten in letzter Zeit ziemlich vernachlässigt«, sagt sie, reißt zwei Blätter von der Melisse ab und verteilt die Riechprobe. »Es ist gerade so viel zu tun.« Während wir durch den Park bis zum Café schlendern, erzählt sie vom frisch umgebauten Hecken-Labyrinth und dem Streichelzoo für Kinder und bekommt dabei selbst leuchtende Augen. Weil sie möchte, dass die Besucher das Schloss per Rad erreichen, hat sie den Schotterweg vom naheliegenden Städtchen Höör herauf selbst angelegt.
Wie viele Jobs sie hat? »Zu viele«, antwortet sie lachend. Ihre Eltern sind betagt und die Instandhaltung des denkmalgeschützten Gebäudes wird immer teurer und arbeitsintensiver. Aber das Schloss ist ihre Heimat und sie würde alles tun, um es zu erhalten.
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