Vom Bodensee zum Genfersee
Als Veloland ist die Schweiz schon immer eine sportliche Herausforderung gewesen. Die vielen strammen Anstiege, ob im Appenzellerland oder im Emmental, werden auf den Anhöhen mit umwerfenden Panoramablicken auf die Alpenketten belohnt. Wer durch das Schweizer Hügelland radelt, erlebt dort (fast überall) sein grünes Wunder. Joachim Zeller hat sich zusammen mit seiner Frau die Strecke von Rorschach am Bodensee nach Lausanne am Genfersee vorgenommen.
Text/Bilder: Joachim Zeller
Oben auf dem Gipfel, da ist die Aussicht gut, da mach’ ich eine Pause und gönn’ mir eine Sause. Der beschwingte Song »Fahrrad fahrn« von Achim Reichel kommt uns in den Sinn, als wir von einer Anhöhe aus den Blick hinüber nach Thun und den Thunersee genießen. Hinter uns liegt ein steiler Aufstieg mit unseren mit Packtaschen beladenen Rädern. Im Schatten eines Baums im hohen Gras einer Almwiese sitzend, stärken wir uns mit Brot, Käse und saftigen Tomaten. Am Horizont türmen sich Quellwolken, so dass wir keinen wirklich guten Blick auf die Berner Alpen mit ihrem berühmten »Dreigestirn« Eiger, Mönch und Jungfrau erhaschen können.
Wir sind unterwegs in der Schweiz. Die Route, die wir uns vorgenommen haben, führt uns durch das Mittelland und die Voralpen. Man hatte uns gewarnt. Was, ihr wollt durch die bergige Schweiz radeln? Na dann, viel Spaß! In der Tat, den Spaß hatten wir, wenn sich die Fahrradreise auch als eine knackige Wadenbeißer-Tour erwies und man getrost von einer Tour de force sprechen kann.
Gestartet sind wir in Rorschach am Bodensee, und zwar auf der Route 99, der so genannten Herzroute. Das »Schwäbische Meer« hinter uns lassend, fordert uns gleich die erste Etappe 1.000 Höhenmeter hinauf in die nördlichen Ausläufer der Appenzeller Alpen ab. Nach dem Aussichtspunkt St. Anton, wo wir noch einmal zum Bodensee, zum Rheintal und nach Vorarlberg zurückschauen, geht es in einer rasanten Abfahrt wieder 600 Meter hinunter nach Altstätten. Auch die folgenden der insgesamt neun Fahrtage sollten sich ganz ähnlich gestalten, denn für denjenigen, der bei den Eidgenossen unterwegs ist, gilt das Motto: Nach dem Berg ist vor dem Berg.
Unterwegs auf Alpenpanorama-Routen
Von Altstätten rollen wir weiter nach Appenzell, dessen Dorfkern mit seinem Postkartenidyll eigentlich ein wenig zu kitschig wirkt. Hier verlassen wir die Route 99 und wechseln auf die Veloroute 4, vielversprechend Alpenpanorama-Route genannt, um nach Wattwil zu gelangen. Abgesehen von regionalen Veloland-Routen, nutzen wir fortan abwechselnd diese beiden mehr oder weniger parallel durch die voralpine Schweiz verlaufenden Radfernwege.
In Wattwil angekommen, dem Hauptort des Toggenburgs, übernachten wir in der Pilgerherberge »Fazenda da Esperanca«, die in einem historischen Kloster untergebracht ist. Fast 400 Jahre lang beherbergte die sehr schön oberhalb des Dorfs gelegene Klosteranlage Nonnen des Kapuzinerordens. Als einzige Gäste im Hause gehört uns beim Abendessen das Refektorium ganz allein; gereicht werden Suppe, Eier, Reis mit Tomatensoße und Apfelsaft.
In Wattwil befindet sich übrigens das Grab des Schweizer Schriftstellers Ulrich Bräker (1735–1798). Von dem in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsenen Bauernsohn stammt das berühmte Buch »Der arme Mann im Tockenburg«. Es handelt sich um seine Autobiographie, mit der ein einzigartiges Dokument aus der sozialen Unterschicht im Ancien Régime überliefert ist.
GPS-Daten | Länge 450 km | Webcode #8947 | GPX Track herunterladen
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