Etwa 2.000 Kilometer und gute 24.000 Höhenmeter in 35 Tagen – Patricia Wohlgemuth und Markus Kirchgessner haben sich auf eine Gravel-Radreise in der Türkei eingelassen und festgestellt: In der Türkei wird nicht lange gefackelt. Es wird mit angepackt. Für ein Gläschen Tee, das fast wie aus dem Nichts auftaucht, ist aber immer Zeit.
Die Geschichte beginnt in Istanbul. Sie endet am Fuße des Ararat, an der Stelle, wo es wirklich nur noch zu Fuß oder mit dem Pferd weitergeht. Dazwischen liegen 35 Tage, gut 2.000 Kilometer und nahezu 24.000 Höhenmeter.
Vornweg muss ich Folgendes sagen: Es verging eigentlich, seit wir die scheinbar nicht enden wollenden Ausläufer der Metropole Istanbul hinter uns ließen, kein Tag, an dem wir nicht mit Herzlichkeit empfangen, zum Çay (türkischer Tee) eingeladen oder mit Früchten beschenkt wurden. Selbst im kleinsten noch so entlegenen Dorf oder einer ärmlichen windschiefen Hütte beglückten die Bewohnerinnen und Bewohner uns mit Brot oder Pfannkuchen, Oliven und Käse. Immer, und das ausnahmslos, begegneten uns die Menschen in der Türkei mit Offenheit und unfassbarer Gastfreundschaft.
DIE UNTERGRÜNDE? ALLES DABEI!
Bereits in der zweiten Septemberhälfte angekommen, zogen wir Resümee: Insgesamt fünf Platten, nur einer davon bei Markus. Der zweite Satz Bremsbeläge, trotz Scheibenbremsen, bei Patricia. Straßenbeschaffenheiten: Asphalt, fein bis grob, manchmal von solch spitzem Schotter durchsetzt, dass unweigerlich ein Platten daraus resultierte. Matsch, Kies und Gestein. Autobahnen, auch sechsspurige. Tunnel, hell aber auch gänzlich unbeleuchtet. Schlaglöcher, nicht existente Brücken über einen Fluss, Passstraßen ins Nirgendwo. Andererseits: tagelange Abschnitte auf nahezu unbefahrenen Küstensträßchen durch Dörfer, wo es, wie kann es auch anders sein, immer einen Çay bahçesi, einen Teegarten, gab.