Gotland ist ein ganz besonderer Ort. Die zweitgrößte Insel der Ostsee besticht nicht nur
durch ihre einzigartige Natur, sondern auch durch ihre faszinierende Geschichte. Außerdem gilt sie als perfektes Fahrradparadies. Grund genug, mit dem Bike die schönsten Ecken zu erradeln.
TEXT/BILDER: CHRISTIANE FLECHTNER
Ich atme tief ein, inhaliere die reine salzige Luft und halte inne. Das Geräusch der Wellen hüllt mich ein, und ein Lufthauch streicht durch meine Haare. Es ist, als wäre ich in einen direkten Dialog mit der Natur getreten. Der sanfte Wind flüstert mir etwas ins Ohr, und die Sonne wärmt meine Haut.
Ich stehe in Visby, der Hauptstadt Gotlands – links von mir das tiefblaue Meer und rechts die schützende Stadtmauer. Und wenn ich die Augen schließe, dann kann ich die 10.000-jährige Gegenwart des Menschen in dieser Landschaft spüren, die diesen Ort geprägt hat. Kräftige Hände, die diese Mauern Stein auf Stein erbaut haben.
Mit ihren mittelalterlichen Bauten und der vollständig erhaltenen dreieinhalb Kilometer langen Stadtmauer ist die schwedische Hansestadt seit 1995 Teil des Weltkulturerbes der UNESCO. Wir schlendern durch die verwinkelten Gassen und entlang der zahlreichen alten Stein- und Holzhäuser. Dabei treffen wir auch immer wieder auf große steinerne Widder – sie sind Symbol von Visby und auch im Wappen und der offiziellen Flagge Gotlands zu finden. Die Widder mit ihren gebogenen Hörnern »bewachen« die Straßen und Tore – eigentlich die ganze Stadt, in der heute rund 24.000 Menschen leben.
Ein Besuch in »Gotlands Fornsal«, dem Landesmuseum, erfahren wir einiges über die erste Besiedlung der Insel. Hier sind zahlreiche Bildsteine ausgestellt. Sie haben fast 2.000 Jahre »auf dem Buckel« und sind einzigartig für die Insel. »Während der Eisenzeit waren in Skandinavien Runensteine von Bedeutung – doch nicht in Gotland«, erklärt unser Guide im Landesmuseum. Hier habe man bereits etwa 300 nach Christus ganze Bilder und Motive in die großen ovalen Kalkstein-Stelen gefräst. »Wir wissen nicht genau, was sie bedeuten, aber haben herausgefunden, dass die meisten sich in unmittelbarer Nähe von Gräbern befanden. Es könnten also Symbole der Ewigkeit sein.«
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