Abenteuer abseits der Straße erleben, aber dennoch die Tour-de-France-Klassiker erklimmen: Diesen Hintergedanken hatte Gunnar Fehlau, als er seine Radreise durch die Pyrenäen plante. Als Reisebegleiter diente deshalb ein Gravelbike. Eine Reportage inmitten einzigartiger Natur, Abgeschiedenheit, legendären Bergen und Schmugglerrouten.
Biarritz, Frankreich – Anfang September. Unser Flieger ist gelandet und wir bangen der Sperrgepäckausgabe entgegen. Das ist vielleicht der gefährlichste Teil der Reise. »Ob das Rad den Flug mit Umstieg in Madrid gut überstanden hat?«, frage ich mich. Walter, mein Buddy, mit dem ich seit Jahren meine Radtouren mache, hat sein Salsa »Vaya« wenig später ohne Schadenmeldung aufgebaut. Kaum 15 Minuten danach ist auch mein Nicolai startklar. Wir rollern in den Hafen und stecken einen Fuß in den Atlantik, schließlich ist das Motto unserer Tour: vom Atlantik zum Mittelmeer, im Geiste der alten Tour-de-France-Heroen.
Wir wollen nicht nur die namhaften Straßenpässe fahren, sondern auch auf Schotterpisten abseits des Verkehrs unterwegs sein. Neu-deutsch heißt das »Gravel«. Aber seien wir doch einmal ehrlich: Schaut man sich die Fotos aus den frühen Jahren des letzten Jahrhunderts an, waren 40 Millimeter breite Reifen quasi Standard am Rennrad. Viele Pässe waren steinige Naturpisten und keine asphaltierten Kuschelkurse. Genau mit diesen Bildern im Kopf pedalieren wir ostwärts. Es ist weitgehend flach, aber der Spätsommer macht die Fahrt dennoch ein wenig beschwerlich: Wir werden in der Mittags-sonne gegrillt. Auch wenn wir spartanische Ausrüstung dabei haben, läppern sich die Kilos zusammen: Schlafzeug, Kochutensilien, Werk-zeug, Ersatzteile usw. machen aus den Gravel-bikes eher behäbige Boliden.