Seen und gesehen werden
Etappenziele, die am Wasser liegen, sind besonders reizvoll und abwechslungsreich. Die Strecke durch Norditalien führt an den großen Seen vorbei, bis man die Hügel der Alpenausläufer hinter sich lässt und entlang des Flusses Po in der Fahrradstadt Ferrara ankommt. In den engen Gassen der Altstadt wimmelt es von Radfahrenden auf historischen Zweirädern.
START AM COMER SEE
Die Glocken des Doms in Como lassen eine Melodie ertönen. Es ist früher Morgen. Über dem See liegt eine Schicht aus Nebel. Die Einheimischen trinken ihren Kaffee an den Theken der Bars, bevor sie zur Arbeit gehen. Händler haben bereits ihre Marktstände aufgebaut und bieten frisches Obst und Gemüse aus der Region an. Ich mag diese geschäftige Ruhe, wenn eine Stadt am Morgen erwacht. Noch sind kaum Touristen in der schmucken Altstadt am südlichen Ende des Comersees unterwegs. Auch wir frühstücken italienisch: Croissant und Cappuccino müssen erst einmal reichen, bis wir den See über eine recht stark befahrene Straße bergauf verlassen. Es ist der Weg, den uns die Tourenapp vorgeschlagen hat, um Como zu verlassen.
Radwege sind im engen und hügeligen Umland der Stadt leider Mangelware. Aber durch die vielen Rennräder auf den Straßen sind die Autofahrenden gut auf ein respektvolles Überholen eingestellt – meist zumindest. Wir freuen uns schon zu Beginn darauf, dass im weiteren Tourverlauf viele Nebenstraßen auf uns warten werden.
SEEN MIT BERGPANORAMA
Der Comer See in der Lombardei hat eine ganz besondere Form. Ich assoziiere damit eine rennende Frau, deren langen Beine die nach Süden reichenden Verzweigungen bilden. Wir steuern auf das zweite der Beine zu und passieren kleinere Seen und Ortschaften auf dem Weg. Auch ein etwas abenteuerlicher Weg durch Kastanienwald bringt Abwechslung. Wir blicken aus der Ferne auf die schroffen Gipfel der Grignetta, die hinter Lecco bis auf über 2.000 Meter hochragen. Die Wandertouren dort sind anspruchsvoll.
Südlich von Lecco verlässt die Adda den Comer See und bildet selbst ein eigenes Gewässer, das wir als unser Nachtlager ausgesucht haben. Der Lago di Garlate, der uns mit einem schönen Radweg empfängt, ist unser erstes Etappenziel. Der See mit der schönen Bergkulisse ist weniger bekannt als sein großer Nachbar mit seinen herrschaftlichen Villen. Wir erfreuen uns an der malerischen Abendstimmung und auf den nächsten Radtag entlang des Flusses.
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