Auf der Strecke von Brunsbüttel bis nach Kiel bahnen sich täglich über 100 Schiffe ihren Weg von der Nordsee zur Ostsee. Damit gehört der Nord-Ostsee-Kanal zu den am meisten befahrenen Seeschifffahrtsstraßen der Welt. Die NOK-Radwanderroute folgt der Seeschifffahrtsstraße durch die reizvolle Landschaft Schleswig-Holsteins aus Flüssen, Seen, Wiesen- und Waldlandschaften.
Kann das Fernweh gestillt werden, ohne ganz weit in die fernen exotischen Länder zu reisen? Auf und davon radeln, dabei das vertraute Heimatland auf tausende Kilometer nicht verlassen zu müssen? Sich einfach die weite Welt zu Füßen legen lassen, während die unterschiedlichsten Nationalitäten majestätisch vorbeiziehen? Eine Befriedi-gung der Sehnsucht mit einfachsten Mitteln – das wäre der Plan. Ohne weit im Voraus für Flüge oder Fähren Buchungen vorzunehmen und sich noch dazu mit ausufernden Vorbereitungen in der Reiselogistik herumzuplagen. Danach steht mir momentan nicht der Sinn. Die Welt soll zu mir kommen.
Das Ziel ist damit klar umrissen: Nord-Ostsee-Kanal! Etwa einhundert Kilometer das Fernweh an sich entlangziehen lassen und dabei vollkommen relaxt die Szenerie auf sich wirken lassen. Und obendrein gibt es zwischen Ost- und Nordsee keine ungezählten Höhenmeter, die abends brennend in den Waden stecken könnten. Das wird zur Erholung und ist zugleich Balsam für die Seele. Entspannung pur …
PERFEKTER EINSTIEG AM KANAL
Die Parade lässt nicht lange auf sich warten und den Auftakt gibt die Schleusung des Transportschiffes Barmbek in Brunsbüttel. Von rostbraunem Anstrich bis hin zum grellsten Rot leuchten die Transportcontainer aus aller Welt kunterbunt um die Wette und sind weit übereinander in die Höhe gestapelt. Der Einstieg passt. Auch verschafft der Aufstieg zur Aussichtsplattform einen Überblick über die große Schleusenanlage. Weit reicht der Blick auf das breite Wasser hinter dem ausladenden Tor, während linker Hand der Nord-Ostsee-Kanal meinen Weg vorgibt.
Kaum ist der Plattenweg am Wasser mit dem Rad erreicht, scheint die Schiffrallye aus aller Herren Länder schlagartig eröffnet zu sein. Das Containerschiff Emilia führt die Karawane auf dem Wasserhighway an und zieht eine ganze Folgschaft an Kapitänen im Kielwasser hinter sich her.
Kaum beruhigt sich der Schiffsverkehr etwas, da schiebt sich schon das 203 Meter lange Kreuzfahrtschiff Prinsendam ins Bild und lässt keinen Blick mehr für das andere Ufer frei. Nur noch ein Vorhang aus Eisen und Glas – in gigantisch erscheinenden Ausmaßen – schiebt sich ganz langsam vorbei. Einige Passagiere stehen am Geländer und lassen den Blick wandern, während andere Fahrgäste den staunenden Betrachtern an Land zuwinken.
Ungezählte Nationalitäten sind innerhalb kürzester Zeit vorbeigeschippert, während meine Kilometer sich an zwei Händen abzählen lassen – noch.
Webcode #6720