Von Thüringen nach Niedersachsen
Die Werra speist sich gleich aus zwei Quellen und fließt durch Deutschlands geografische Mitte. Dem Genussradler erschließt sich entlang der Uferwege eine Vielzahl an kulturhistorischen Städten, mächtigen Burgen und traumhaften Weitsichten. Klaus Herzmann hat den Werratal-Radweg unter seine Räder genommen und zwischen Neuhaus in Thüringen und Hann.Münden in Niedersachsen einiges an Landschaft und Kultur in sich aufgenommen.
Text/Bilder: Klaus Herzmann
»Herrlich, herrlich« – diese zwei Worte soll Goethe ausgerufen haben, um sein Empfinden beim ersten Anblick der grünen Hügelkette des Thüringer Waldes auszudrücken. Sagenumwobene Wälder, geheimnisvolle Pfade – die Werra hat sich diesen besonders reizvollen Abschnitt ausgewählt, um ans Tageslicht zu sprudeln. Ungewöhnlich allerdings, dass ein Fluss gleich zwei Quellen sein Eigen nennt. Den Ursprung findet die Werra am Kamm des Thüringer Walds und durchfließt im weiteren Verlauf Thüringen, Hessen und Niedersachsen. Wobei sie durch etliche Zuflüsse genährt bis Hann.Münden zu einem beachtlichen Strom anschwillt.
Der erste leidenschaftlich geführte Streit der Lokalpatrioten darüber, wer im Besitz der einzig wahren Werraquelle sei, wurde schon 1648 zum ersten Mal aktenkundig. 1897 wurde die Fehrenbacher Quelle »Vordere« Werra auf einer Höhe von 797 m ü. NN eingefasst, mit dem daraus resultierenden Anspruch, die alleinig »richtige« zu sein. Sich nicht damit abfinden wollend, wurde 1910 die Saarquelle bei Siegmundsburg ebenfalls gefasst. Das Gezänk zwischen »vorderer« und »hinterer« Quelle war damit perfekt.
Mit der politischen Wende 1991/92 flammte der Streit erneut auf. Die Saarquelle wurde neu befestigt und auf den Namen »Werraquelle « 800 m ü. NN getauft. Somit liegt sie einige Meter höher als ihre Konkurrentin. Mittlerweile hat man sich auf die gleichwertige Anerkennung geeinigt. In Sachsenbrunn fließen die beiden Bäche friedlich zur eigentlichen Werra zusammen. Und am Weserstein verabschiedet sich bekanntlich der Fluss mit dem berühmten Spruch. Hier vereint sie sich mit der Fulda und wird zur Weser.
Im Quellgebiet
Neuhaus am Rennweg (800 m. ü. NN) und das nahe gelegene Lauscha sind Geburtsstädte des Gläsernen Christbaumschmucks. Hier werden bis heute Glaskugeln aller Farben, Formen und Größen mundgeblasen. Die beherrschende Materie verhalf der Stadt zu Klang und Ansehen in der Welt. Die geschieferte Holzkirche von Neuhaus ist die größte Thüringens und markiert den Start des Werratal-Radwegs im Naturpark Thüringer Wald.
Über Limbach erreichen wir den Dreistromstein. Inmitten hoher Fichten bildet der Obelisk den hydrographischen Punkt und markiert die dreiseitige Wasserscheide von Rhein,Weser und Elbe. Die Natur und die Abgeschiedenheit lassen den Alltagsstress schnell vergessen. Hier gibt es sie noch im Überfluss, die wahren Luxusgüter, nämlich Weite, Ruhe und Zeit satt.
Wir wenden uns nach einer Pause nach Norden Richtung Werraquelle Fehrenbach und radeln hügelig über Friedrichshöhe zum Ursprung. Ein goldener Löwenkopf gibt das kühle Nass frei. Konditionierte Radler können noch hinauf zur Rennsteigwarte strampeln – es lockt ein wunderbarer Rundumblick. Die schnelle Abfahrt führt uns nun vorbei am idyllischen Flößteich nach Sachsenbrunn mit seiner Jahrhunderte alten Tanzlinde. Alsbald sind wir in Eisfeld, das uns den Weg nach Hildburghausen zeigt.
GPS-Daten | Länge ca. 330 km | Webcode #3407 | GPX Track herunterladen
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Den vollständige Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 2/2017 des Bike&Travel Magazins.
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