Mit einem Zweisitzer-Packraft und Falträdern erleben Olivier und Capucine ein tolles Bikerafting-Abenteuer. Im Herzen des Balkans, zwischen Bergen, meist gut ausgebauten Straßen und einigen der letzten wilden Flüsse Europas, können sie das Radwandern und Paddeln perfekt miteinander kombinieren.
Massentourismus und betonierte Strände. Das waren die Eindrücke vom Balkan als ich vor zwölf Jahren per Interrail durch Kroatien und Bosnien gereist bin. Ich war oft frustriert, weil ich die wunderschönen Buchten der Adria und die wilden bosnischen Wälder nur aus dem Busfenster betrachten konnte, ohne sie zu erkunden.
Als Capucine und ich darüber nachdachten, wohin es im Herbst gehen soll, kamen Erinnerungen von meiner Balkanreise wieder. Die Region punktet mit unberührter Natur – vorausgesetzt man verlässt die bekannten Pfade. Außerdem begeistert mich der Gedanke, diese Länder anders zu erleben als vor einem Jahrzehnt!
VORBEREITUNGEN
Da wir Lust auf ein Abenteuer haben, nehmen wir ein Packraft mit in unsere Satteltaschen. Die Mischung aus Wasser und Land auf derselben Reise ist für mich die ultimative Kombination.
Dank unseres Packrafts eröffnen sich neue Möglichkeiten für unsere Tour, erfordern aber auch ein Mindestmaß an Vorbereitung: Wir müssen im Voraus die befahrbaren Flüsse der Region ausfindig machen, um welche wir unsere Rad-Route dann drumherum planen können. Wir entscheiden uns für die Vjosa in Albanien, die Komarnica und die Drina in Montenegro und Bosnien und schließlich die Inseln vor der kroatischen Küste. Zwischen den Packraft-Abschnitten werden wir uns mit dem Fahrrad sowie mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Zug oder Bus) fortbewegen, da wir nicht genug Zeit haben, alles mit eigener Kraft zu durchqueren.
Außerdem stellt sich die Frage nach der optimalen Ausrüstung. Einige Flüsse sind als Klasse III eingestuft (mittleres, sportliches Niveau mit einigen technischen Passagen), und nach einigen Überlegungen kommen wir zu dem Entschluss, dass wir uns zu zweit auf einem Packraft wohler fühlen werden als jeder für sich selbst.
Das zwingt uns dazu, die klassischen Fahrräder zu vergessen. Faltbare Modelle erscheinen uns als einzige Option.
AUF DER SUCHE NACH WILDEN FLÜSSEN
Wir kommen um Mitternacht im Hafen von Igoumenitsa (Griechenland) an, nach einer 20-stündigen Zugfahrt, einer 12-stündigen Fährfahrt und einem Tag Pause in Mailand. Jetzt geht das Abenteuer richtig los! Zwei Tage lang fahren wir durch die hübschen griechischen Berge – eine gute Gelegenheit, das Klapprad auf die Probe zu stellen. Wie erwartet, ist es gar nicht so leicht, mit nur sechs Gängen Steigungen, die mehr als sechs bis sieben Prozent betragen, zu meistern. Aber wir sehen es sportlich. Das Wetter ist trüb, zahlreiche Regenschauer erinnern uns daran, dass es schon Oktober ist, aber die Stimmung ist gut. Wir sind glücklich – ein Gefühl von Freiheit umgibt uns.
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