Kenner wissen sofort, wo so etwas exklusives zu haben ist. Nur im winterlichen Engadin glitzert es so klar und rein. Zyniker könnten eifrig nicken. Doch damit sind nicht die Besitztümer gemeint, sondern der Reichtum der Natur, der jedem gratis zur Verfügung steht. Im Banne der Bernina verzaubern Gletscher und eine Bergluft voller Eiskristalle. Alpenexpertin Iris Kürschner stellt ein paar besondere Oasen vor.
Mit der zunehmenden Sonneneinstrahlung lassen die Bäume mehr und mehr ihre Schneelast fallen. Sanfter Wind zerstäubt sie zu einem Schwall glitzernder Kristalle. Die Luft glimmert wie ein Diamant, dass einem das Herz aufgeht. Auch nach mehrmaliger Befahrung wird die Loipe ins Val Roseg nie langweilig. Vogelbeobachtungsposten entlang der Route laden zum Verweilen ein. Der Bach zeigt sich dauernd in neuem Gesicht. Die großen Uferkiesel in ihrem dicken Schneemantel wirken wirklich sehr sinnlich, man könnte an Popos denken.
Wir gleiten der Sonne entgegen. Das Tal ist nach Süden ausgerichtet. Wen die sieben Kilometer leicht bergauf anstrengen, darf sich auf eine flotte Rückfahrt freuen. Und auf die zwei Kilometer lange, flache Gletscherloipe im Talschluss. Viele belohnen sich mit einem Stück vom Kuchenbuffet, wofür das Hotel Roseg vor Ort berühmt ist. Manche gönnen sich einen Cocktail »on the rocks«. Dazu passt der Anblick der herabfließenden Gletscher der Berninagruppe. Mit dem 4.049 Meter hohen Piz Bernina bohrt sich hier der höchste wie einzige Viertausender der Ostalpen in den Himmel.
Am nördlichen Fuße liegt Pontresina. Und in vorderster Front das Hotel Saratz. Die Hotelzimmer sind nach Süden ausgerichtet. Man schaut ins Val Roseg und kann direkt vom Haus aus starten. Zu Fuß, mit Langlaufski oder Schneeschuh. Perfekt. Beim Start animiert meist eine kleine Runde durch den Hotelpark. Wie ein Maulwurf hat sich die Fräse durch die beachtliche Schneedecke gegraben und ein lustiges Labyrinth an fast tunnelhaften Pfaden geschaffen. Flaniert sind sie von mächtigen Baumsolitären, die ein stolzes Alter erahnen lassen.