Ein Handy oder Smartphone sollte für den Outdoor-Einsatz idealerweise gegen Wasser, Staub und Stöße geschützt sein und eine lange Akkulaufzeit vorweisen. Finn Hillebrandt, Betreiber der Webseite www.outdoor-handys.com, stellt Modelle vor, die sich am besten für Trekkingtouren eignen.
Die meisten normalen Handys und Smartphones eignen sich nicht für den Outdoorsport oder für längere Touren in die Wildnis. Ein Regenschauer oder ein Sturz auf harten Untergrund kann die oft empfindliche Elektronik oder das Display beschädigen, so dass das Gerät nur noch eingeschränkt oder überhaupt nicht mehr nutzbar ist. Eine Ausnahme stellen speziell für den Einsatz im Freien konzipierte Outdoor-Handys und -Smartphones dar, die nicht nur gegen Wind und Wetter gefeit sind, sondern auch andere nützliche Anpassungen und Funktionen für den Einsatz im Freien mit sich bringen.
Was bedeuten die IP-Codes?
Das wohl wichtigste Merkmal eines Outdoor-Handys oder -Smartphones ist der Schutz gegen Wasser und Staub. Wie gut ein Gerät dagegen geschützt ist, lässt sich am besten am so genannten IP-Code festmachen. IP steht für International Protection oder auch Ingress Protection und besteht aus zwei Ziffern, wobei die erste den Schutz gegen das Eindringen von Wasser und die zweite den Schutz gegen das Eindringen von Fremdkörpern, wie z.B. Staub, angibt. Alle in diesem Artikel vorgestellten Handys und Smartphones sind entweder nach IP68, der höchsten Schutzart, oder IP67, der zweithöchsten Schutzart, zertifiziert. Die 6 bedeutet, dass das Handy staubdicht ist. Die 7 steht dafür, dass das Handy bei einer Tiefe von einem Meter für 30 Minuten wasserdicht ist und die 8 dafür, dass es bei einer Tiefe von mehr als einem Meter für 30 Minuten wasserdicht ist, wobei die genaue Tiefe vom Hersteller angegeben wird. Im Falle der beiden Handys, die nach IP68 zertifiziert sind, dem Sonim XP1300 Core und dem XP3300 Force, beträgt die Wassertiefe zwei Meter.
Samsung Galaxy Xcover 2 Das Samsung Galaxy Xcover 2 ist eines der beliebtesten Outdoor-Smartphones auf dem Markt. Es ist nicht nur nach IP67 zertifiziert und somit staubdicht und bis zu einer Tiefe von einem Meter für 30 Minuten wasserdicht, sondern bringt auch einige nützliche Outdoor-Funktionen und -Anpassungen mit sich, wie z.B. einen Unterwasser-Kameramodus und einen leistungsstarken GPS-Empfänger. An technischer Ausstattung entspricht es aktuellen Mittelklasse-Smartphones: Es bietet einen Dual-Core-Prozessor mit 1 GHz, ein 4-Zoll-Display mit 800×480 Pixel, 4 GB internen Speicher, eine 5-Megapixel-Kamera mit LED-Blitz, WLAN, Bluetooth und natürlich auch mobiles Internet. Als Betriebssystem ist Android 4.1 Jelly Bean installiert. Leider verfügt es nur über einen recht kleinen Akku mit 1.700 mAh, der bei normaler Nutzung, also gelegentlichem Telefonieren, Schreiben von SMS und Surfen im Internet, nur maximal zwei bis drei Tage hält, weswegen es sich nur bedingt für längere Touren in die Wildnis eignet. Es kostet etwa 200 Euro, womit es ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis hat. |
CAT B15 Das CAT B15 ist ähnlich ausgestattet wie das Samsung Galaxy Xcover 2: Es hat ebenfalls ein 4-Zoll-Display mit 800×480 Pixel, einen Dual-Core-Prozessor mit 1 GHz, 4 GB Speicher, einen GPS-Empfänger, WLAN, Bluetooth, mobiles Internet und eine 5-Megapixel-Kamera. Im Gegensatz zum Samsung-Smartphone hat es jedoch ein robusteres und hochwertigeres Gehäuse aus Gummi und Aluminium, das nicht nur nach IP67 zertifiziert ist, sondern auch Stürze aus einer Höhe von bis zu 1,80 Metern und extreme Temperaturen überstehen kann. Damit eignet es sich auch für rauere Umgebungen. Zudem hat es mit 2.000 mAh einen etwas größeren Akku, der bis zu drei Tage durchhält, bevor er wieder aufgeladen werden muss. Ein weiterer Vorteil des CAT-Smartphones ist seine Dual-SIM-Funktion, die eine gleichzeitige Nutzung zweier SIM-Karten ermöglicht. Dafür hat die Kamera des CAT B15 leider keinen LED-Blitz und kann somit auch nicht als Taschenlampe verwendet werden. Darüber hinaus fehlt dem Handy ein Magnetsensor, weswegen man es nicht als Kompass nutzen kann. Im Handel ist das CAT B15 für derzeit etwa 300 Euro erhältlich. |
Runbo X5+ Was die technische Ausstattung anbelangt, spielt das Runbo X5+ etwa in der gleichen Liga wie das CAT B15 oder das Galaxy Xcover 2: Es hat einem Dual-Core-Prozessor, 4 GB Speicher, GPS, WLAN, Bluetooth und läuft mit Android 4.0. Wie das CAT B15 verfügt es über eine Dual-SIM-Funktion, jedoch hat es mit 4,5 Zoll ein größeres Display und eine etwas höher auflösende 8-Megapixel-Kamera. Was das Runbo X5+ von anderen Outdoor-Smartphones abhebt, ist seine extreme Robustheit: Es ist nicht nur nach IP67 zertifiziert, sondern hat auch ein sehr stoßfestes und massives Gehäuse aus Hartgummi. Zudem hat es einen großen Akku mit satten 3.800 mAh, der in etwa doppelt so lange durchhält wie der Akku des CAT B15 und als eines der wenigen Outdoor-Smartphones auch längere Touren ohne Benutzung eines Ersatzakkus durchhält. Ein nette Zusatzfunktion ist, dass es sich mittels einer mitgelieferten Antenne als Funkgerät im 70-Zentimeter-Bereich nutzen lässt. Doch die Robustheit und lange Akkulaufzeit haben auch ihren Preis: Das Runbo X5+ ist mit etwa 350 Euro das teuerste aller vorgestellten Outdoor-Smartphones. |
Sony Xperia go Das Sony Xperia go ist ein Outdoor-Smartphone, das nicht nur nach IP67 zertifiziert ist, sondern auch für die Bedienung im Freien angepasst wurde. So hat es ein kratzfestes Display, das zur besseren Erkennbarkeit bei Tageslicht mit einer Anti-Reflektionsbeschichtung ausgestattet ist. Zudem ist das Touchscreen-Display auch mit nassen Fingern bedienbar. Hard- und softwaretechnisch ist es vergleichbar mit dem Galaxy Xcover 2, Runbo X5+ oder CAT B15: Es läuft mit Android 4.0, hat eine 5-Megapixel-Kamera, einen Dual-Core-Prozessor mit 1 GHz, WLAN, Bluetooth und einen GPS-Empfänger. Allerdings hat es mit 3,5 Zoll und 480×320 Pixel ein deutlich kleineres und schlechter auflösendes Display. Im Gegenzug kann es mit einem doppelt so großen internen Speicher mit 8 GB aufwarten, was die Installation von deutlich mehr Apps ermöglicht. Mit einem Preis von etwa 200 Euro hat es, wie das Galaxy Xcover 2, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. |
Motorola Defy+ Das Motorola Defy+ ist ein schon etwas älteres Outdoor-Handymodell, das zwar technisch gesehen mit dem CAT B15, Galaxy Xcover 2 oder Runbo X5+ nicht mithalten kann, aber sich aufgrund seines guten Preis-Leistungs-Verhältnisses großer Beliebtheit erfreut. Für etwas über 100 Euro bekommt man ein Outdoor-Smartphone, das nicht nur wasser- und staubdicht, sondern auch robust und stoßfest ist und eine gute Akkulaufzeit hat. Als Betriebssystem ist das mittlerweile veraltete Android 2.3 Gingerbread installiert. Ansonsten verfügt es über einen Prozessor mit 1 GHz, 1 GB internem Speicher, ein recht hoch auflösendes 3,7-Zoll-Display, eine 5-Megapixel-Kamera mit LED-Blitz sowie die gängigen Konnektivitätseigenschaften wie WLAN, mobiles Internet und Bluetooth. |
Motorola Defy mini Das Motorola Defy mini ist eine abgespeckte Variante des Defy+ und erfreut sich wie der große Bruder recht großer Beliebtheit in der Outdoor-Community, da es ebenfalls sehr günstig ist: Es kostet etwa 90 Euro und bietet zwar keine aktuelle Hardware, aber hat dafür ein widerstandsfähiges und stoßfestes Gehäuse, ist nach IP67 zertifiziert, zuverlässig und hat eine lange Akkulaufzeit. Wie das Defy+ läuft es mit Android 2.3 Gingerbread und verfügt über alle gängigen Datenstandards wie WLAN oder Bluetooth, hat jedoch einen langsameren Prozessor mit 600 MHz, nur 512 MB internen Speicher, eine niedriger auflösende 3-Megapixel-Kamera und mit 3,2 Zoll und einer Auflösung von 480×320 Pixel ein kleineres und weniger scharfes Display. |
Samsung B2710 Das Samsung B2710 ist eines der am meisten verkauften Outdoor-Handys auf dem Markt. Dies liegt zum einen an seiner Robustheit und zum anderen an seinem günstigen Preis von etwa 90 Euro. Es ist nicht nur wasser- und staubdicht, sondern hat auch ein kratzfestes Display und bietet guten Schutz gegen Stöße. Neben der Handygrundausstattung bietet es einige Outdoor-Funktionen und -Anpassungen wie GPS mit Google Maps, ein Mikrofon mit Geräuschunterdrückung, eine Taschenlampe, einen lauten Lautsprecher und starken Vibrationsalarm. Darüber hinaus hat es eine 2-Megapixel-Kamera , Bluetooth, UMTS und lässt sich als mp3-Player nutzen. |
Samsung C3350 Beim Samsung C3350 handelt es sich wie beim Samsung B2710 um ein einfaches Outdoor-Handy, mit dem man kaum mehr machen kann als telefonieren und SMS verschicken. Dafür ist es jedoch nach IP67 zertifiziert und somit staub- und wasserdicht und hat ein robustes Gehäuse, das gut gegen Stöße geschützt ist. Vom Funktionsumfang entspricht es etwa dem Samsung B2710, aber verfügt über kein GPS und kein UMTS, hat im Gegenzug aber eine etwas längere Akkulaufzeit. Mit einem Preis von etwa 70 Euro ist es deutlich günstiger als das B2710. |
Sonim XP1300 Core und XP3300 Force Das Sonim XP1300 Core und sein etwas besser ausgestatteter Bruder, das XP3300 Force, gehören zu den robustesten Handys der Welt. Als einzige der vorgestellten Handys und Smartphones sind sie nach IP68 zertifiziert und damit nicht nur staubdicht, sondern überstehen auch 30-minütige Tauchgänge bei einer Wassertiefe von bis zu zwei Metern. Darüber hinaus sind sie nach dem amerikanischen Militärstandard MIL-STD-810G so ziemlich gegen alle Umwelteinflüsse geschützt, die man sich vorstellen kann: Sie überstehen extreme Temperaturen, haben kratz- und stoßfeste Displays, überstehen Stürze auf Beton aus bis zu zwei Metern Höhe, bieten Schutz gegen Vibrationen, Druck bis zu einer Tonne und verschiedene Chemikalien. Was die technische Ausstattung anbelangt, bieten die beiden Sonim-Handys lediglich die Handygrundausstattung. Das XP3300 Force verfügt zusätzlich über eine 2-Megapixel-Kamera und eine GPS-Funktion. Die Robustheit hat, wie etwa bei Runbo X5+, ihren Preis: Das Sonim XP1300 kostet etwa 250 Euro, das XP3300 sogar über 300 Euro. |
Welches Handy eignet sich für wen?
Einfache und günstige Outdoor-Handy sind Samsung B2710 oder C3350. Diese bieten zwar kaum mehr als die Handy-Grundfunktionen, sind aber robust, zuverlässig und schon für unter 100 Euro erhältlich. Wer wenig Geld ausgeben will, aber trotzdem nicht auf Smartphone-Funktionen verzichten möchte, ist mit dem Motorola Defy+ oder Defy mini gut beraten. An technischer Ausstattung bieten diese nicht das Neueste vom Neuesten, aber sind gut geeignet für alle, die nur gelegentlich surfen, E-Mails oder WhatsApp-Nachrichten lesen wollen. Wer sich ein Smartphone mit etwas aktuellerer Hardware wünscht, aber auf keine extremen Robustheit besteht, fährt gut mit dem Sony Xperia go oder Samsung Galaxy Xcover 2.
Wer nach einem sehr robusten Outdoor-Handy oder -Smartphone sucht, das man auch auf einer Baustelle oder bei rauen Witterungsbedingungen nutzen kann, sollte sich für Runbo X5+, CAT B15, Sonim XP1300 Core oder Sonim XP3300 Force entscheiden, wobei die beiden Smartphones nicht ganz an die Robustheit der Sonim-Handys heranreichen.
Text: Finn Hillebrandt