Hektik scheint es im Münstertal
nicht zu geben. Stattdessen strahlt die gesamte Region nahe der italienischen Grenze viel Ruhe aus. Zu entdecken gibt es in dem abgeschieden liegenden Val Müstair trotzdem einiges: bei Schneeschuh-Touren und im UNESCO-Weltkulturerbe, in Backstuben und auf Bauernhöfen.
Bei der Ankunft ist nichts zu sehen. Als der Bus am späten Abend durch das Tal fährt, ist es draußen schon stockdunkel. Selbst als wir die Augen zusammenkneifen und sie sich an die Dunkelheit gewöhnt haben, ist kaum etwas zu erkennen. Lediglich das Auf und Ab der kurvigen Straße verrät uns, dass wir uns in den Bergen befinden. Ansonsten aber müssen wir uns noch eine ganze Weile in Geduld üben – bis zum nächsten Morgen. Denn dann wachen wir in einer verschneiten Traumlandschaft in den Alpen auf.
Wir sind im östlichsten Teil der Schweiz: in Müstair. Das italienische Südtirol ist nur gut einen Kilometer entfernt. Überhaupt ist beinahe die gesamte Gegend rund um das Münstertal am südlichen Alpenrand vom Nachbarland umschlossen und erinnert beim Blick auf die Landkarte an eine Exklave. Nach der langen Anreise aus Deutschland fühlt es sich für uns deswegen wie der hinterste Zipfel oder gar das Ende der Schweiz an. Doch als wir das nach dem Frühstück unserem Guide Isidor Sepp erzählen, widerspricht er vehement. »Wir sind der Anfang der Schweiz«, verkündet er lachend.
Stimmt, wie so oft kommt es eben auf den Blickwinkel an! Deswegen nimmt uns der Guide als Erstes auch mit auf eine Wanderung, um diese besondere Region im Kanton Graubünden besser und aus anderer Perspektive kennenzulernen. Mit dem Bus geht es dafür erst ein Stück zurück über die Straße vom Vorabend – nur dass wir jetzt die Alpen und das Val Müstair genau erkennen. Wie fantastisch eingeschneit alles ist und wie abgelegen und ruhig das gesamte Tal wirkt!