Er ist wahrscheinlich der flachste Weitwanderweg der Welt. Dennoch schlängeln sich die knapp sechzig Kilometer äußerst spannend und abwechslungsreich entlang der schwäbischen Donau. Der Premiumweg taucht ein in eines der letzten größeren Auwaldgebiete Deutschlands.
Die Geister tänzeln Schwaden über dem Wasser. Energisch zieht es dahin. Wo die Morgensonne ihre Strahlenbündel durch die Bäume wirft, tränkt sie die wabernden Dünste in warmes Orange. »Pitschpitschitschisch« – eine Blässralle landet. Schwimmt über die leuchtende Bühne, verschwindet wieder im Dampf. Es knäkt von hier, schnattert von dort. Dann hüllt der Nebel wieder alles ein. Stille.
Ganz leise und zart tröpfelt es, wenn er sich auf den Blättern niederschlägt. Bald benetzt ein Feuchteschleier die Haut im Gesicht. Erfrischend! Es hat sich gelohnt, noch in der Dämmerung unter der Bettdecke hervorzukriechen, in der Herbstluft bibbernd nach jedem Atemzug eine Wolke auszupusten, um den Premiumweg DonAUwald in geradezu magischer Morgenstimmung zu erleben. Ein Weitwanderweg, knapp 60 Kilometer lang und ziemlich flach. Für alle Fitnesslevel machbar – ganz entspannt in fünf Tagen oder sportlicher in drei. Von Günzburg bis nach Schwenningen bleibt er im Dunstkreis der Donau.
ABSEITS AUSGETRETENER PFADE
Kurz hinter Lauingen kurvt sie nach rechts. Zwei von sieben hohen Türmen spiegeln sich beim Blick zurück. Gestern tauchte auf Höhe Luitpoldhain mit dem Schloss urplötzlich das erste Anzeichen des 10.000-Seelen-Städtchens am Wanderweg auf. Eine der »Flussperlen«, die sich mit Günzburg, Dillingen und Höchstädt am DonAUwald aufreiht. Dass die Nähe zum Fluss schon länger attraktiv ist, beweisen die mittelalterlichen Stadtkerne, viele Burgen und Klöster.
Die Donau. Bei uns die viertlängste Flussdiva, rangiert sie europaweit hinter der Wolga sogar auf Platz zwei. Was hat sie bis hierher schon mitgemacht: Dreißig Kilometer nach »Brigach und Breg bringen die Donau zuweg«, »unterwandert« der Rhein einfach die Europäische Wasserscheide, zapft der jungen Dame an der Donauversinkung zeitweise das ganze Wasser ab. Unbeirrt davon durchbricht sie den Jurakalk der Schwäbischen Alb, bevor sie nun mal verschnaufen darf: Zwischen den Zuflüssen von Iller und Lech strömt sie auf knapp 90 Kilometern durch Bayerisch Schwaben.
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