Um die einsame Weite der nordischen Bergwelt zu erleben, muss man nicht zwingend den Polarkreis überqueren. Mit atemberaubender Natur, gut markierten Wanderwegen und komfortablen Fjällstationen bietet die mittelschwedische Region Jämtland-Härjedalen an der Grenze zu Norwegen traumhafte Trekkingbedingungen.
Was für ein Mistwetter! Schon während der Fahrt mit dem Regionalzug aus Östersund wurde es draußen immer grauer. Erste Regentropfen liefen die Fensterscheiben hinab und wurden vom Fahrtwind auf schräge Bahnen gelenkt, als die Lautsprecherdurchsage zu einem Frühstück im Bordrestaurant einlud und je näher der Zug den Bergen kam, desto einsamer wurde die Landschaft. Nun stehe ich vor dem kleinen Bahnhofsgebäude in Storlien und ziehe mir die Kapuze der Hardshelljacke tief ins Gesicht. Die Wolken-mit-Tropfen-Bildchen der Wetterapp auf dem Smartphone lassen nicht auf baldige Besserung hoffen und prophezeien auch für den Rest des Tages ergiebigen Dauerregen.
Aber Regen hin oder her, die Aussicht auf das vor mir liegende Trekkingabenteuer hebt die Laune mit jedem Schritt in Richtung Fjäll, und da die Funktionsklamotten ihren Job recht zuverlässig machen, bleibe ich sogar einigermaßen warm und trocken. Erst als mich die Markierungen hinter dem Storlien Fjällgård am Ortsrand über ausgedehnte Moorflächen führen, macht die Gore-Tex-Membran an den Füßen schlapp und schon bald schwappt das Wasser knöchelhoch in den Wanderstiefeln. Doch gerade rechtzeitig, bevor die Stimmung in den Keller rutschen kann, hat der Himmel ein Einsehen.
Plötzlich lockert die Wolkendecke auf und ein Regenbogen bringt etwas Farbe in das Einheitsgrau. Die Unterbrechung währt aber nur kurz und ich bin froh, dass es nicht mehr weit bis zum Etappenziel ist. Allerdings hängen die Wolken inzwischen so tief, dass ich die Fjällstation Blåhammaren buchstäblich erst entdecke, als ich mit der Nase darauf stoße bzw. direkt vor der Eingangstür stehe.
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