Auf dem Bärentrek durch das Berner Oberland
Kaum ein Weitwanderweg in den Berner Alpen stillt die Sehnsucht nach großer Natur so eindrucksvoll wie der Bärentrek. Auch als »Hintere Gasse« bekannt, führt diese spektakuläre Ost-West-Durchquerung des Berner Oberlands hautnah an vergletscherten Gebirgsriesen vorbei. Sie berührt aber auch geschichtsträchtige Orte, wo noch immer der Nostalgie aus den Anfängen des Tourismus nachgespürt werden kann.
Irgendwann spürt sie jeder Wanderer: die Sehnsucht nach der großen Tour. Und kaum ein Weitwanderweg in den Alpen stillt sie so eindrucksvoll wie der Bärentrek in der Schweiz. Auf 130 Kilometern führt er von Ost nach West quer durch die gewaltige Bergwelt des Berner Oberlands, immer an der Grenze von grünen Almen zu mächtigen Viertausendern, darunter Mönch, Jungfrau und der berüchtigte Fastviertausender Eiger. Hautnah führt die Strecke an Gletschern und monumentalem Urgestein entlang, überwindet acht Pässe und führt in zehn ganz unterschiedliche Täler. Wasserfälle, Seen und dramatische Schluchten liegen am Weg, aber auch hübsche Dörfer und Hotels, die ihren Charme aus den Anfängen des Tourismus in die Gegenwart gerettet haben.
Bis auf 2.700 Meter Höhe steigt die Strecke, aber es reichen Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und etwas Kondition, um sie zu bewältigen – alpinistische Hilfsmittel wie Steigeisen oder Seil bleiben zu Hause. Die Orientierung bereitet dank guter Ausschilderung kein Problem und obwohl man sich tief in den Bergen bewegt, kann man jeden Abend aus der Tour aussteigen. Die meisten wandern sie in acht Etappen, man kann sich aber auch kürzere Etappen zurechtlegen und wird abends dennoch eine urige Hütte oder ein gemütliches Berghotel finden.
Wer will, überlässt schweres Gepäck einem Transport-Service und geht die gesamte Tour von Meiringen im Haslital bis Gsteig im Saanenland mit einem Tagesrucksack. Doch gleich, in wie vielen Etappen und mit wie viel Gepäck: Am Ende versteht jeder, warum schon große Geister wie Goethe oder Rousseau von den Ber-ner Alpen schwärmten.
Im 19. Jahrhundert gehörte es vor allem für reiche Engländer zum guten Ton, Teile des heutigen Bärentreks gewandert zu sein. Dem ersten und bis heute lebendigen Relikt aus der Zeit der so genannten Kavaliersreisen begegnet der Bärentrekker, wenn er zum Einwandern von Meiringen auf 600 Meter Höhe zum Hotel Rosenlaui auf 1.300 Meter aufsteigt.
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