Zur Zeit der Romantik inspirierten die spitzen Nadeln, kantigen Tafelberge und verwunschenen Schluchten Dichter, Komponisten und Maler. Auf den Spuren der Künstler durchstreifen heute Wanderer die bezaubernde Landschaft der Sächsischen Schweiz – auf dem Malerweg.
Das berühmteste Werk Caspar David Friedrichs ist »Der Wanderer über dem Nebelmeer« (1818). Das Ölgemälde zeigt einen Mann in dunkelgrüner Kleidung mit einem Bergstock, der das linke Bein auf einen Felsen stützt und zu den aus dem Nebelmeer aufragenden Bergen hinauf-blickt. Grundlage für die Komposition waren Skizzen, die der Maler auf Reisen in der Sächsischen Schweiz an-gefertigt hatte.
Das Mittelgebirge erhielt seinen Namen im 18. Jahrhundert von den Schweizer Malern Adrian Zingg und Anton Graff. Die wilde Berglandschaft erinnerte sie so sehr an ihre Heimat, dass sie sie »Sächsische Schweiz« tauften. In der Blütezeit der Romantik zog sie viele Maler, Dichter und Komponisten an – von Friedrich, Goethe und Wagner bis zu H. C. Andersen. Letzterer schrieb voller Ehrfurcht: »Hier ist es hoch, sehr hoch! Du musst ein paar Kirchtürme aufeinander setzen und dann nicht schwindlig dabei werden, wenn du auf der obersten Spitze stehst!«
Die klassische Reiseroute der Künstler war der »Fremdenweg«, der Vorläufer des Malerwegs. Zu ihren Lieblingsmotiven gehörte die Bastei. Das Neurathener Felsentor war zum Beispiel das Hauptmotiv in Fried-richs Gemälde »Felsenschlucht« (1823).
NEUE AUSSICHTSPLATTFORM
200 Jahre später ist die Bastei einer der Höhepunk-te des 2006 eröffneten Malerwegs. In acht Etappen schlängelt er sich durch eine faszinierende Landschaft mit tiefen Schluchten, schlanken Felsnadeln und wuch-tigen Tafelbergen, vorbei an Sandsteinformationen mit Namen wie »Domwächter«, »Mönch«, »Affensteine« oder »Lokomotive«. Das Ausgangsmaterial, Sand, wur-de in der Kreidezeit abgelagert, als das Gebiet noch vom Meer bedeckt war. So entstand eine mächtige Sediment-schicht, die sich später zu Stein verfestigte – Sandstein.
Doch die Erde kam nicht zur Ruhe: Vor 100 Millionen Jahren wurde der 600 Meter mächtige Sandsteinblock angehoben, gekippt und in Stücke gebrochen. Dabei fraß sich die Urelbe immer tiefer in den Felsen, bis zu 300 Meter tief. Wind, Regen, Frost- und Salzsprengung bearbeiteten die Sandsteinblöcke, bis schließlich eine märchenhafte Landschaft mit fantasievollen Felsforma-tionen, Höhlen und Schluchten zurückblieb.
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