Auf die Wildspitze – Wie sich ein Norddeutscher die Alpen erschließt

Jörg Knorr fühlt sich am wohlsten, wenn er im Kajak oder auf dem SUP-Board auf dem Wasser unterwegs ist. Im September 2023 bekam er eine Einladung, in Tirol die Wildspitze, mit 3.774 Metern Österreichs zweithöchster Gipfel, zu erklimmen. Angeseilt über Gletscherspalten sollte es gehen und mit einer anspruchsvollen Kletterpassage am Gipfel war zu rechnen. Gut 15 Kilometer Wegstrecke und mehr als 1.000 Höhenmeter waren am ersten Tag zu überwinden. Jörg war klar, dass das für ihn eine echte Herausforderung werden sollte.

TEXT/BILDER: JÖRG KNORR

Wann bekommt man als Bergsport-untrainierter Flachländer schon mal die Möglichkeit, einen echten Berg in den Alpen zu erklimmen? Relativierend müssen wohl zwei Dinge noch erwähnt sein. Im Winterhalbjahr gehe ich einmal pro Woche bouldern, wobei ich die Routen der höheren Schwierigkeitsgrade wegen demotivierender Erfahrungen konsequent meide. Gänzlich untrainiert bin ich also nicht. Wer jetzt aber glauben sollte, dass so ein bisschen Bouldern reicht, um eben mal lockeren Schrittes auf die Wildspitze zu steigen, der irrt sich. Als willkommene und aus meiner Sicht notwendige Unterstützung wurde unsere bunt gemischte Seilschaft durch Bergführer geleitet, was nicht nur nett und hilfreich ist, sondern schon aus Sicherheitsgründen eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Jetzt aber in die Puschen.

Der erste Klettertag beginnt mit einem Check der Ausrüstung. Ich werde mit Stöcken, Grödel und Klettergurt ausgestattet. Irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl. Sieht so aus, als ob ich hier so einige Premieren erleben werde, auf die ich vielleicht nicht so richtig vorbereitet bin. Mit einem lauten Jodelschrei könnte ich akustisch versuchen, meine wohl unzulänglichen Fähigkeiten elegant zu überspielen. Aber ein solcher Versuch würde durch mangelnde Performance meine rudimentären Kletterfähigkeiten wohl nur noch klarer erkennen lassen. Also belasse ich es bei einem coolen Blick Richtung Bergflanke und einer meditativen Ansage an meine mentale Mitte: »Das schaffst du schon!«

GLETSCHER, SO WEIT MAN BLICKEN KANN
Wir fahren mit dem Gletscherexpress von Mittelberg am Ende des Pitztals zur Bergstation und gewinnen damit schon mal 1.100 Höhenmeter. Hier, auf 2.840 Metern Höhe, soll unser Fußmarsch beginnen. Die ersten Schritte führen uns bergab durch steiniges Gelände. Mit der Wildspitzbahn könnte man sich von hier zum »Café 3440« bringen lassen. Der Name steht für die Höhenlage des Kaffeehauses, das bezüglich dieser Hausnummer den österreichischen Rekord hält.

Mit den Bergbahnstationen und Schotterwegen im Rücken wird es ruhiger. Die Mehrheit der Leute, die sich hier herauffahren lassen, halten ihren Bewegungsradius mit einem kurzen Spaziergang vergleichsweise in einem engen Radius, während es bei uns jetzt erst richtig losgeht. Und wie – bergauf! Als wir am ersten Gletscherausläufer ankommen, haben unsere Bergführer längst gecheckt, dass es Sinn macht, uns in zwei Gruppen aufzuteilen. Die Schnelleren laufen jetzt voraus, während ich mich sehr bereitwillig der langsameren Gruppe anschließe.

Nach anderthalb Stunden liegt, in glasklare Luft gebettet, eine grandiose Gletscherlandschaft, der Taschachferner, vor uns. Ein Wolkenband zieht langsam über die Felsgipfel. Mein inneres Grinsen könnte kaum breiter sein. So etwas habe ich das letzte Mal Ende der 1990er Jahre in den kanadischen Rockies gesehen. Die Landschaft überwältigt mich. Allein der weit in die Ferne reichende Blick über den Gletscher ist es wert, sich hierher aufzumachen und sich auch ein wenig zu quälen.

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 1/2025 des trekking-Magazins.
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