Auf trubelfreien winterlichen Naturgenuss darf man sich bei den Schneeschuhtouren im Nationalpark Hohe Tauern freuen. Silke Rommel und Thomas Rathay haben sich auf dem Kärntner Terrain des sich über die drei Bundesländer Kärnten, Osttirol und Salzburg erstreckenden Nationalparks auf Schneeschuhen vergnügt.
Mit einer Gesamtfläche von 1.856 km² ist der 1981 gegründete Nationalpark Hohe Tauern Österreichs erster Nationalpark und der größte im gesamten Alpenraum. In Kärnten liegen 440 km² der Fläche. Viel Platz für die Big Five des Nationalparks Hohe Tauern: Gämse, Bartgeier, Steinadler, Steinböcke, Murmeltiere – die sich von Bundeslandgrenzen natürlich nicht beeindrucken lassen. Bis auf das Murmeltier, das den kalten Winter in seinem Bau verschläft, kann man die anderen Vier mit etwas Glück in Aktion erleben.
Von Dezember bis März bietet der Nationalpark von Rangern geführte Schneeschuhtouren in den Nationalpark-Gemeinden an. Von ihnen begleitet werden die Touren durch die weiße Pracht nicht nur zum prächtigen Landschaftserlebnis. Die Chancen steigen deutlich, die Wildtiere zu entdecken und beobachten zu können. Denn dem geschulten Auge der Ranger, unterstützt durch Fernglas und Fernrohr, entgeht fast nichts. Außerdem haben sie nahezu unerschöpfliches Wissen zu den Arten, das sie gerne mit den Gästen teilen. Wir sind sehr gespannt, welche Entdeckungen unsere Touren für uns bereithalten!
TOUR 1: VERABREDUNG MIT DEM KÖNIG DER ALPEN IM FLEISSTAL (HEILIGENBLUT)
Leicht frustriert laufen wir durch Heiligenblut. Der Himmel gleicht einem grauen, dichten Wolkenvorhang und die Wetter-App versprüht wenig Hoffnung auf Besserung am nächsten Tag. Nationalpark-Ranger Konrad Mariacher, der uns bei einer Schneeschuhtour im Fleißtal mit etwas Glück Steinböcke zeigen möchte, macht uns am Telefon Mut und es bleibt bei unserer Verabredung für den nächsten Tag. Zum Glück, denn der Großglockner zeigt sich am Morgen bestens gelaunt und wir sind es auch!
Als wir aus der Tunnelbahn aussteigen, die uns abenteuerlich durch einen Wasserstollen auf rund 1.800 Meter bringt, blicken wir in den blauen Himmel. Durch den Stollen wurde früher das Wasser des Fleißbachs zur Energiegewinnung ins Tal umgeleitet. Konrad stattet uns mit Ferngläsern aus, er selbst hat zusätzlich ein Fernrohr mit einer 20- bis 60-fachen Vergrößerung samt Stativ im Rucksack. Gespannt und aufgeregt legen wir die Schneeschuhe an. »Steinbockgarantie gibt es nicht, aber wenn es gut läuft, bekommen wir sie vor die Linse«, erklärt uns der mit 31 Berufsjahren dienstälteste Ranger im Kärntner Teil des Hohe Tauern Nationalparks.
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