Könnte man doch über den Dingen schweben und wie ein Vogel hinunterschauen auf das Allgäu! Aus neuer Perspektive die Gipfel ausmachen, auf denen man womöglich schon gestanden hat. Ein Traum? Nicht für Ballonfahrer oder Gleitschirmflieger. Einige haben ihr Hobby zur Profession gemacht und lassen uns sehr gerne an ihrer Begeisterung teilhaben!

TEXT: ULI AUFFERMANN / Abb. Rainer Scheltdorf

Nur ein paar schnelle Schritte oder ein kurzes Klettern in den Korb, und schon geht es los! Was für ein ergreifendes Gefühl, von weit oben ins Trettach- oder ins Stillachtal zu schauen, das schimmernde Band der Iller zu verfolgen, den grasbewachsenen Felsflanken der berühmten Höfats auf Augenhöhe zu begegnen oder vor der Kulisse der märchenhaften Königsschlösser bei Neuschwanstein den Forggensee vor sich ausgebreitet zu betrachten. Manches erscheint so klein wie bei einer Modelleisenbahn, wenn man bei einer Ballonfahrt oder einem Gleitschirmflug durch die Lüfte schwebt.

Wer das auch einmal erleben möchte – kein Problem, denn im Allgäu gibt es die leidenschaftlichen Ballon- oder Gleitschirmpiloten, die Gäste mit in die Luft nehmen, um ihnen als mitfahrende und mitfliegende Passagiere unvergessliche Momente zu bescheren. Was könnte schöner sein?

IM TANDEMFLUG
Weil das Fliegen sie so gepackt hat, machte Andrea Niederacher aus Oberstdorf es zu ihrem Beruf. Erst als Lehrerin für das Gleitschirmfliegen und seit gut zwanzig Jahren als Tandem-Pilotin. Das heißt, die sportliche Allgäuerin nimmt einen gut gesicherten Passagier mit in die Lüfte, der, bestenfalls ganz entspannt, den Flug genießen kann, während sie steuert und auf alles aufpasst. Eine verantwortungsvolle Tätigkeit, die aber auch besonders erfüllend ist. »Mir bereitet es große Freude, anderen diese Freude zu machen!«, betont die Profi-Fliegerin, »und es kommt sogar vor, dass Leute hinterher zu mir sagen, es war das Schönste, was sie überhaupt erlebt haben.«

Während des Flugs gibt es die einen, die sehr still werden, und die anderen, die viel reden. »Und wenn die Gäste es wollen, erzähle ich ihnen etwas von der Gegend«, versichert Andrea Niederacher. Sie erfährt im Verhältnis Pilotin und Gast oft viel Persönliches. »Wahrscheinlich weil man sich sehr verbunden fühlt, aber nach dem Flug sind die Leute in einem echten Serotonin-Rausch, froh und erleichtert.« Manchmal kommt auch noch eine Dankes-Mail. Das freut die Oberstdorferin, die schon lange zum Team »vogelfrei, Tandemfliegen mit Profis« gehört und außerdem zusammen mit ihrem Lebenspartner Oliver Rössel Tandemflüge anbietet.