Eine kleine Inselgruppe mitten im Atlantik: Die Azoren werden auch bei uns langsam bekannter als abwechslungsreiche Trekkingdestination. Auf São Jorge etwa geht es vorbei an Lavafelsen und durch üppige Natur – da kann man sich schon mal wie in einem verwunschenen Dschungel fühlen.

TEXT: ALIKI RETTIG / BILDER: SASCHA RETTIG

ls wir im Hafenort Velas losfahren, scheint die Sonne, über uns ein strahlend blauer Himmel. Noch. Denn plötzlich fängt es an zu regnen, besser gesagt: zu gießen. Der Regen platscht so stark, dass die Scheibenwischer am Auto kaum hinterherkommen. Im Schritt-tempo fahren wir weiter, weil wir kaum etwas sehen. Eigentlich wollen wir gleich mit einer Trekkingtour star-ten. Das scheint bei diesen Wassermassen aber ein aus-sichtsloses Unterfangen und keine gute Idee.

Doch Guide Luís Paulo Bettencourt lässt sich nicht davon abbringen. »Wir sind hier mitten im Atlantik, hier wechselt das Wetter ständig«, sagt er mit einem Schulterzucken, als wir ihn treffen. »Lasst uns einfach mal los-gehen.« Wie gut! Es soll eine unserer schönsten Wanderungen des vergangenen Jahres werden.
An diesem Tag wollen wir den Norden der Insel São Jorge erkunden. São Jorge gehört zu den portugiesischen Azoren, einem Archipel, das mitten im Atlantik liegt. Die größte Insel ist São Miguel, wo auch die Hauptstadt ist. São Jorge hingegen befindet sich ein ganzes Stück entfernt bei den Zentral-Azoren und erinnert mit der langgestreckten, schmalen Form ein bisschen an eine Nadel.

Wie die gesamten Azoren ist auch São Jorge vulkanischen Ursprungs: Vor Millionen von Jahren sprudelten nämlich Lavamassen aus der Tiefe nach oben und bildeten so die Inselkleckse. Die letzten Vulkanausbrüche sind lange her, doch der Vulkanismus ist noch immer zu spüren. »Die Erde bebt hier fast täglich, meist sind es kleine Stöße«, er-zählt der 47-jährige Luís. »Aber wir Azoreaner haben keine Angst – wir haben Vulkane und Erdbeben im Blut.«