Unter deutschen Wanderurlaubern sind vor allem die Berglandschaften im Norden Schwedens, seine Schärenküsten sowie die Seen und Waldgebiete im Herzen des Landes beliebt und bekannt. Viele Urlauber hasten auf dem weiten Weg in die nördlichen Landesteile an den Naturschönheiten des Südens vorbei. So bleiben meist auch die prächtigsten Stellen des Südzipfels, der Provinz »Skåne«, dabei unbeachtet am Wegesrand zurück. Björn Nehrhoff von Holderberg stellt die schönsten Tageswanderungen in »Skåne Län«, der südlichsten Grafschaft von Schweden, vor.
Südschweden bietet charmante Orte, die einen ins Staunen versetzen und mindestens einen Zwischenstopp, wenn nicht gar einen ganzen Urlaub rechtfertigen können. Einige der eindrucksvollsten Landschaften befinden sich entlang der »Schonischen Diagonale«. Das ist eine geologische Verwerfung, die vor mehreren hundert Millionen Jahren durch eine Kettenreaktion bei der Kollision des afrikanischen Kontinentes mit Europa entstand und Spannungen an die Baltische Platte weiterleitete, die sich so bewegt.
In der Folge entstanden diverse Erhebungen in Südschweden, die sich von Küste zu Küste in einer Linie über den Süden erstrecken. Dazu gehören zum Beispiel: Kullaberg, Söderåsen Nationalpark und Stenshuvuds Nationalpark. Allesamt Orte, die wie geschaffen dafür sind, die Wanderstiefel mit der ganzen Familie zu schnüren! Dass man wirklich nicht unbedingt weit nach Norden fahren muss, um sich an typisch schwedischen Naturerlebnissen zu erfreuen, zeigen die aus meiner Sicht schönsten Tageswanderungen im Süden, die ich im Folgenden vorstellen möchte.
TOUR 1: BRITISCHE AUSSICHTEN AM KULLABERG (CA. 23 KM)
Der Kullaberg ist die erste richtige Felsformation, die an der Westküste des Lands aus dem Kattegat ragt, wie der umliegende Bereich der Ostsee hier betitelt wird. Wie eine überdimensionale Treppenstufe schaut die Spitze der Höganäs-Halbinsel aus dem salzigen Wasser. Hier gibt es nicht die typischen vorgelagerten Schäreninseln, wie an großen Teilen der restlichen Landesküste. Das heißt aber nicht, dass die Landschaft langweilig ist. Ganz im Gegenteil, sie erinnert an die schönsten Abschnitte angelsächsischer oder französischer Küsten.
Über 100 Meter hoch ragt die wild zerklüftete Felsformation aus der Ostsee, der höchste Punkt misst gar 188 Meter, befindet sich aber etwas weiter landeinwärts. Ein guter Startpunkt für eine Wanderung rund um den Felsen ist das beliebte Seebad »Mölle«, das mit seinem idyllischen Hafen und einer stolzen Bäder-Architektur mit weißen Hotels und deren verspielten Türmchen und Verzierungen aufwarten kann. Schon Ende des 19. Jahrhunderts prosperierte hier der Tourismus.
EIN ANRÜCHIGES SEEBAD
Zu jener Zeit galt Mölle gar als anrüchiger Ort, weil hier erstmals, staatlich abgesegnet, in Schweden Frauen und Männer gemeinsam an einem Strand baden durften, voll bekleidet versteht sich. Im Zuge eines Besuchs des deutschen Kaisers Wilhelm II. mit seiner Yacht folgten selbigem dann die Nachahmer der besseren Gesellschaft. Mölle wurde so eine Zeit lang unter elitären Deutschen derart beliebt, dass 1910 eine Eisenbahnverbindung nach Berlin eingerichtet wurde.
Der Uferpromadenweg »Badstigen« führt den Wanderer aus dem Ortskern heraus und vorbei an eben jenen historischen Badeplätzen. Wenn die Wassertemperaturen der Ostsee es zulassen, kann man hier im Meer schwimmen oder aber die Badebecken nutzen. Aber das hebt man sich vielleicht besser für das Ende der Wanderung auf.
Bald verengt sich der Weg zum Pfad und trifft auf die ersten Felsen entlang der Westseite der Landzunge. Rasch steigt der Wanderer nun die Klippen empor und in den Wald hinein. Durchblicke durch das Grün ermöglichen faszinierende Ausblicke auf durcheinander gewürfelte, riesige Felsen. Von einigen springen badende Kinder in die Ostsee. Nun muss man ein paar Höhenmeter machen, ist man doch auf Meeresniveau gestartet.
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