Man muss ihn gar nicht besteigen, um von der Faszination des höchsten Gipfels der Alpen erfasst zu werden.
Die Strahlkraft des Mont Blanc verspürt man auch am Fuße des Bergmassivs, bei einer mehrtägigen Umrundungstour oder bei einer Fahrt mit der Bergbahn zu einer Aussichtsstelle mit Mont-Blanc-Blick. Ein unvergleichliches Erlebnis, das nicht nur Alpinisten vorbehalten ist.
Der Mont Blanc, der Weiße Berg, der Monarch! Mit derzeit 4.805,59 Metern der höchste Gipfel der Alpen. Mit berühmten Pfeilern, Graten und Felswänden, wie es sie in diesen Ausmaßen im gesamten Gebirgszug nicht noch einmal gibt. Betrachtet man den Mont Blanc von Norden, erblickt man die vergletscherte, strahlend weiße, sanft geschwungene Seite. Von Süden dagegen türmen sich steile, riesengroße Wände auf, unterbrochen von bedrohlichen Hängegletschern. Darunter die Brenvaflanke genannte Ostwand, die mit 1.300 Metern Höhe alpenweit zu den höchsten Schnee- und Eisflanken zählt. Wer wäre also von diesem Berg am nordwestlichen Eckpfeiler der Alpen nicht tief beeindruckt?
Die Erstbesteigung des Mont Blanc im August 1786 gilt als so etwas wie die »Geburtsstunde des Alpinismus«, mit einem filmreifen Plot, wie gemacht für ein Luis-Trenker-Bergdrama. Als Mitte des 18. Jahrhunderts feststand, dass er der höchste Alpengipfel ist, beflügelte das bei vielen die Fantasie. In jener Zeit der Romantik begannen sich die gebildeten Schichten wieder der Natur zuzuwenden, die man zugleich erforschen wollte. So besuchte der Genfer Wissenschaftler Horace Bénédict de Saussure (1740–1799) mehrmals das Bergdorf Chamonix. Er zeigte sich derart beeindruckt vom Mont Blanc, dass er eine hohe Geldsumme aussetzte für denjenigen, dem es gelänge, einen Weg dort hinauf zu erkunden. Einige Jahre und etliche Versuche später war es endlich soweit: der Gipfel wurde von Norden, von französischer Seite, durch Jacques Balmat und Michel-Gabriel Paccard erreicht. Auch de Saussure selbst schaffte es noch auf »seinen« Berg. Und immer noch wollen jedes Jahr Tausende hinauf, um einmal auf dem Dach der Alpen zu stehen.
DEN MONT BLANC IM BLICK
Bis heute hat die Faszination nicht nachgelassen. Viele Alpinisten, die vom Gipfel träumen, müssen unterwegs allerdings umkehren, weil sie den Berg unterschätzt oder sich selbst vielleicht überschätzt haben. Denn wenn man der 5.000-Meter-Marke schon so nahe kommt, ist das immer eine anspruchsvolle, bisweilen riskante Unternehmung.