Musizieren gehört zu den Alpen wie das Bergsteigen und Skifahren. Dort findet man aber auch die edelsten Klanghölzer, langsam gewachsen im Bergwald, ideal für den Bau einzigartiger Instrumente. Wir durften einigen Meistern bei ihrer faszinierenden Arbeit über die Schulter schauen.
Im Tal der oberen Isar, zwischen Karwendel- und Wettersteingebirge, hat die Geigenbauerstadt Mittenwald einen herrlichen Platz. Der 920 Meter hoch gelegene Luftkurort ist seit langem weltbekannt für seine edlen Instrumente, denen sich auch ein eigenes Museum widmet.
Zum Begründer der Mittenwalder Geigenbautradition wurde einst ein Meister seines Fachs. Matthias Klotz (1653–1743) bildete neben seinen eigenen Söhnen auch andere Jungen im Ort aus, und so gab es einige Jahre nach seinem Tod bereits mehr als ein Dutzend fähiger Geigenbauer. Klotz legte damit den Grundstein für die »Mittenwalder Schule«, und die Stadt dankt es ihm bis heute mit einem lebensgroßen Denkmal.
1807, zu einer Zeit, als auch das Bürgertum großes Interesse am Musizieren entwickelt hatte, zählte man gar 80 Geigenbauer und zehn Geigenbogenmacher in Mittenwald, und fast jeder dritte männliche Einwohner verdiente so seinen Lebensunterhalt.
Das beste Holz für den Instrumentenbau findet man im Gebirge, wo die Bäume sehr langsam wachsen, und nicht selten zog es ambitionierte Handwerksmeister in die Nähe der Berge. Noch immer gibt es einige unter ihnen, die sich im Bergwald ihren Stamm selbst aussuchen. Mit großer Vorsicht zu Tal gebracht, beginnt ein jahrelanger Trocknungsprozess, bis es endlich so weit ist, und aus einem edlen Stück Holz eine schöne Geige entstehen kann, die den Kenner mit ihrem Klang verzückt.
IN BESTER TRADITION
Einer dieser angesehenen Geigenbauer aus Mittenwald, der schon 40 Jahre seinen Beruf ausübt, ist Rainer Leonhardt. Seit 1926 hat die Familie im Ort ihre Werkstatt, die Leonhardt in der dritten Generation führt, und mit der Tochter steht schon die vierte mit im Betrieb.