Mitten im småländischen Wald- und Seenreich haben zwei Naturguides Wanderwege rund um Mariannelund zu »sieben märchenhaften Ausflügen« verbunden und mit Naturwissen sowie Naturkost angereichert. Sie sind mit uns auf einer Genusstour zu einem riesigen Wackelstein gewandert und haben uns erklärt, was Plocknick bedeutet.
Es ist ein warmer Sommerabend im August. Die Preiselbeeren leuchten dunkelrot vom Waldboden her, die Blaubeeren sind längst gepflückt. In Schweden neigt sich der Sommer so langsam dem Ende zu, während in Teilen Deutschlands die großen Ferien gerade erst be-gonnen haben. Wir treffen unsere Guides, Carina Eldåker und Carina Engqvist, vor dem Museum Filmbyn in Mariannelund. Bekannt ist der Ort aus Astrid Lindgrens Michel-Filmen der 1970er Jahre. Seit ein paar Jahren bieten Eldåker und Engqvist geführte Fahrradtouren an, zudem Na-turerlebniswanderungen unter dem Titel »sie-ben märchenhafte Ausflüge«. Neu in diesem Jahr sind außerdem Wanderungen im National-park Norra Kvill. Die zwei Wanderführerinnen haben für uns an diesem Tag ein Picknick in die Rucksäcke gepackt und zu fünft machen wir uns auf den Weg in den Wald.
Es duftet nach Kiefern und Fichten, riecht harzig und würzig. Wenn auch Nadelbäume do-minieren, mischen sich vielerorts Birken in den immergrünen Wald. Der Waldboden ist voll von Beerenkraut, Farnen und Flechten. Die Abend-sonne zaubert Licht- und Schattenspiele. Wir passieren den Spilhammar-Campingplatz, der direkt am See Åsjön liegt, wo die zwei Fernwan-derwege Höglandsleden und Sevedeleden ver-laufen. Über eine Holzbrücke kommen wir zum örtlichen Badeplatz und tauchen gleich wieder in den Wald ab. Hier und da sehen wir noch eine Ferienhütte, dann sind wir wieder allein.
WALDFRÜCHTE
Kurz darauf bekommen wir eine erste kuli-narische Kostprobe und dazu Naturwissen mit einer kleinen Lektion über die hier vorkommen-den Baumarten serviert. Während die Preisel-beeren (schwedisch: Lingon) am Boden kurz vor dem Pflücken stehen, schenken die beiden Ca-rinas uns »Lingonsirup« aus früherer Ernte ein. Jeder bekommt seine eigene Tasse, die während der Wanderung immer wieder benutzt wird. Die Emaille-Tassen zieren Motive aus dem schwedi-schen Wald. Mit Füchsen, Elchen und Prachttau-chern, aber auch mit Kiefernzapfen und Beeren hat die Künstlerin Emma Jansson aus dem be-nachbarten Ort Hultsfred ihre Tassen gestaltet. Hier draußen, mitten im Wald, schmeckt das mit Beerensirup angereicherte Wasser natürlich be-sonders gut.
Damit der Wald so schön bleibt, wie wir ihn an diesem Abend erleben, haben unsere Guides nicht nur Essen und Trinken für das Picknick im Rucksack, sondern auch Mülltüten zum »Plock-nick«. So bezeichnet man in Schweden die Kom-bination aus Picknick und Müllsammeln. Die »Fika«, schwedisch für Kaffeepause, im Grünen gehört hier zur Landeskultur wie die Mittsom-merfeier. Da insbesondere entlang von Straßen viel Müll im Wald landet, ist inzwischen aber auch das Plocknick populär geworden.
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