Gipfelglück auf Schottisch

Mit Sack und Pack durch die Highlands

Sir Hugh Munro (1856–1919) war ein bemerkenswerter Gentleman: Der Diplomat mit schottischen Wurzeln liebte die Highlands so sehr, dass er ein Verzeichnis aller dortigen 282 Berge mit mehr als 3.000 Fuß (914 Metern) Höhe anlegte – die »Munros«. In Schottland ist es eine Art Nationalsport, alle diese Berge zu besteigen. Wer Sir Hughs Spuren folgen möchte, kann das auch auf einer knackigen Trekkingtour tun und dabei Gipfel sammeln.

TEXT/BILDER: HUBERTUS STUMPF

Als ich 2009 auf meiner ersten Schottland-Reise zum ersten Mal von der Tradition des »Munro-Bagging« hörte, erschien mir diese schottische Variante der Bergversessenheit noch wie ein exzentrischer, typisch britischer Spleen. Der Versuch, im Lauf eines Lebens alle über 3.000 Fuß (914 Meter) messenden Highland-Berge zu besteigen, ist ein gutes Stück (Bein)Arbeit: Es gibt immerhin 282 Berge dieser Kategorie. Wer das schafft, wird vom »Scottish Mountaineering Club« (SMC) in die Liste der »Munroists« aufgenommen; inzwischen gibt es mehr als 7.000 Träger dieses ehrwürdigen Titels.

Mag man diesen Sport auch für das halten, was Reinhold Messner so schön als »die Eroberung des Nutzlosen« bezeichnet hat: Die lange Berg- und Talbahn zu Fuß durch die Highlands ist sicher die unmittelbarste und eindrucksvollste Art, diese wilde und faszinierende Landschaft in all ihren Spielarten kennenzulernen. Und ganz egal, wie weit man damit kommt und ob man die Tour nun zu Ende bringt oder nicht: Man begibt sich auf eine abenteuerliche Berg-Odyssee durch Sonne, Wind und Regen und durch ein Land wie lang vor unserer Zeit. Mit all ihren Höhen und Tiefen, den unvermeidlichen Launen des schottischen Wetters, aber auch mit den vielen Begegnungen verspricht sie jede Menge Stoff für unvergessliche Erinnerungen!

So war es kein Wunder und nur eine Frage der Zeit, bis auch mich der »Munro-Bagging«-Virus erwischte. Waren bestiegene »Dreitausender« auf meinen ersten Schottland-Touren noch eher Nebensache, so ertappte ich mich doch bald dabei, sie auf Landkarten zu markieren und ihre unaussprechlichen gälischen Namen aufzuschreiben – und irgendwann die Sache systematischer anzugehen.

MUNRO-BAGGING« IST ANSTECKEND
14 Jahre nach meinem ersten Munro und meinem stürmischen Debüt als »Hillwalker« (einschließlich eines olympiareifen Sprints, um am Ben MacDhui mein davonfliegendes Zelt einzufangen) heißt es »back to the roots«: Ich bin zurück in dem malerischen alten Highland-Dorf Braemar in Aberdeenshire am Fuß der Cairngorm Mountains. Hier hatte ich vor langer Zeit zum ersten Mal Highland-Luft geschnuppert. Doch diesmal ist nicht das Zentralmassiv der Cairngorm Mountains mein Ziel, sondern es geht in die südlichen Ausläufer der Cairngorms: eine zehntägige Trekkingtour über 147 Kilometer und 17 Munros mit dem Zelt als mobile Basis. 67 Munros in bisher zehn Schottland-Reisen habe ich auf dem Zähler, als ich mich am Campingplatz von Braemar zum Aufbruch rüste. Die Sonne knallt schon morgens ziemlich »unschottisch« heiß vom Himmel und verwandelt meine »Dackelgarage« schnell in eine Sauna. Auch war es gestern etwas spät im Pub, immerhin wird es ein paar lange Tage bis zur nächsten Kneipe dauern. Der kleine Mann in meinem Kopf bearbeitet nicht nur fleißig die Nervenenden mit seiner Spitzhacke, er ruft mir auch fröhlich zu »Stumpf, du Narr, was hast du da wieder vor?!« – als ich den 20-Kilo-Rucksack packe, graust mir etwas vor dem Aufbruch.

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 7/2024 des trekking-Magazins.
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