Giro del Viso: Eine Runde um den »König«

Der Monviso im italienischen Piemont ist ein so außergewöhnlicher Berg, dass man ihn zum »König aus Stein« gekrönt hat. Und das Beste: Man kann ihn auf einer landschaftlich herrlichen Drei-Tages-Tour umrunden. Willkommen auf dem Giro del Viso!

TEXT: ANDREA STRAUSS / BILDER: ANDREAS STRAUSS

Am frühen Abend war es ruhig geworden auf dem Pian del Re. Die letzten Spaziergänger wanderten zurück zum Auto, die Sonne verschwand hinter der Hangkante und es dauerte nicht lang, bis die Temperaturen daran erinnerten, dass der Juni noch kein Hochsommer ist. Vor allem nicht im Hochgebirge auf 2.000 Metern.
Das Tal lag vollständig im Schatten, da tuckerte ein alter Fiat herauf, mit angeklebten Seitenspiegeln und auch sonst sehr ramponiert. Der Fahrer, ein Herr in schwer zu schätzendem Alter, humpelte mit einer Plastikflasche in der Hand über den Wanderweg davon. Als er zurückkam, dämmerte es bereits. Die Flasche mit dem frischen Wasser aus der Quelle des Po trug er wie eine Kostbarkeit.

Wertvoll soll das Wasser aus der Poquelle auch sein. Es soll gegen alle möglichen Leiden helfen. Das mag man glauben oder nicht. Aber wenn man sich aufrafft und vom Pian del Re zur Poquelle geht, um dort sein Trinkwasser zu holen, dann ist sicher allein der Spaziergang schon gesundheitsförderlich.

Am Pian del Re entspringt nicht nur Italiens längster Fluss, hier beginnt auch die Wanderung um den »König aus Stein«. Diesen Ehrentitel trägt der Monviso (Monte Viso). 3.841 Meter hoch, der südlichste Berg über der 3.500-Meter-Marke, unter den Top 10 der prominentesten Berge der Alpen, weithin sichtbar, von herrlicher Form – und in drei bis vier Tagen auf dem Giro del Viso (auch als Giro del Monviso bekannt) zu umrunden.

Morgen früh soll es losgehen. Die Wanderung ist einfach, die Wege sind gut zu gehen, allenfalls die Höhe muss man beachten. Trotzdem sind wir alles andere als »siegessicher«. Ab morgen werden alle Hütten am Giro zwar geöffnet haben, vor der Überquerung der Pässe hatte man uns aber ausdrücklich gewarnt: »Nein, noch viel zu viel Schnee. Das ist heuer noch nicht begangen worden.«

KEINE ELEFANTEN HEUTE
Die Superkräfte des Powassers (wie sich das anhört!) bringen uns zügig über den Talboden, einen ersten Geländeabsatz hinauf und durch das folgende weite Tal. Den Monviso kann man im und gegen den Uhrzeigersinn umrunden. Beides ist schön. Wir haben uns gegen den Uhrzeigersinn entschieden, um den höchsten Pass gleich zu Beginn hinter uns zu bringen. Sollten wir den Übergang nicht schaffen, hätten wir einen hübschen Tagesausflug gemacht und würden irgendwann im Sommer oder im nächsten Jahr wiederkommen und die Runde später in der Saison ohne Altschneefelder versuchen.

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Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 4/2023 des trekking-Magazins.
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