3.000 Kilometer zu Fuß laufen, das ist verrückt! Nein, ist es nicht. Na ja, ein bisschen vielleicht. Aber wer denkt, dass das nur top durchtrainierte Sportler schaffen, der irrt. Wählt man dann noch ein Land, dessen Landschaft so schön und abwechslungsreich ist wie in Neuseeland, was soll einen dann noch aufhalten? Das dachte sich auch Melanie Bertsch, die sich ein paar Monate Zeit genommen hat, um den »Te Araroa Trail« komplett zu bewältigen.
Seit Stunden laufen wir den Strand entlang, ich in Hennings Windschatten. Mein Mann bietet mir etwas Schutz vor dem ungeheuerlichen Wind, der dem »Strandspaziergang« jede Romantik nimmt. Laufe ich überhaupt?
Ich habe nicht das Gefühl, als würde ich vorwärtskommen! Der Wind trocknet meine Augen aus und Tränen laufen mir die Wangen runter. Da hilft auch die Sonnenbrille nicht viel.
Seit wir den Strand betreten haben, hat der Wind nicht eine Minute lang nachgelassen. Im Gegenteil, er ist, wenn das überhaupt geht, noch stärker geworden. Wir haben Mühe, dagegen anzulaufen. Wenn der Wind auf mein Gesicht trifft, wird die Luft durch meinen Buff-Schal gefiltert. Wie eine Sahara-Expedition, denke ich amüsiert, obwohl ich die Verzweiflung in mir aufsteigen spüre. Manchmal trifft die Böe mein Gesicht in einem merkwürdigen Winkel und es fühlt sich an, als würde ich keine Luft bekommen. Ich muss Schwerstarbeit leisten, um den Luftstrom mit etwas Sauerstoff in meine Nase umzuleiten.
Das Meer ist grau, aber ehrlich gesagt sehe ich nicht viel davon, denn genau von dort kommt der Wind. Und der trägt mit jeder Böe Sand mit sich, der prasselnd an unserer Regenkleidung abprallt. Ich friere und bleibe vor Anstrengung für eine kleine Pause stehen und verschnaufe. Henning läuft weiter, denn er sieht mich nicht. Sobald ich aus seinem Windschatten trete, trifft der Wind mich mit ganzer Macht. Der herangewehte Sand gleicht einem Sandstrahlgerät.
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