Fischadler, Seeadler und Kraniche – auf einer Wanderung im Müritz-Nationalpark sind spektakuläre Vogelsichtungen nahezu garantiert. Mit seinen 107 Seen, Mooren, Wäldern und Feuchtwiesen ist er das ideale Ziel für Vogelfreunde.
„Irgendetwas stimmt hier nicht“, denkt sich der Wanderer. Doch es dauert einen Moment, bis ihm bewusst wird, was hier im Müritz-Nationalpark anders ist als gewohnt. Es ist die Abwesenheit von Lärm: Kein Auto, kein Flugzeug, keine Bahn ist zu hören. Im Müritz-Nationalpark kann man in fast vollkommener Stille wandern. Fast – denn es kann vorkommen, dass plötzlich aus dem Schilf ein lauter, tiefer Röhrlaut erklingt.
»Ein Moorochse!«, freut sich Ranger Manfred Heldt und liefert sofort eine Erklärung: Hinter dem von Einheimischen »Moorochse« genannten Tier verbirgt sich kein Rindvieh, sondern ein unscheinbarer Reihervogel, die Rohrdommel. »Auf die Rückkehr der Rohrdommel sind wir hier besonders stolz!«; Heldts Augen funkeln und er setzt sofort das Fernglas an. Doch der in Europa stark gefährdete Vogel zeigt sich an diesem Tag nicht, dafür hört man ihn – laut wie eine Hupe. »Lasst die knallig-bunte Funktionskleider zu Hause und zieht graue, braune oder grüne Kleider an«, rät Heldt den Wanderern, die mit ihm auf Vogelpirsch um den Käbelicksee gehen.
Seit fast dreißig Jahren ist der 63-Jährige, der sich Manni nennen lässt, bei der Nationalparkverwaltung angestellt. Doch das Gebiet östlich der Müritz mit seinen tiefen Wäldern, Mooren und rund 107 größeren Seen ist ihm schon viel länger vertraut. Zu DDR-Zeiten hat er hier wie die meisten seiner rund 40 Rangerkollegen als Forstwirt gearbeitet.