Lesend Lustwandeln

Thoma, Ganghofer, Stieler – das literarische Erbe des Tegernsees ist groß. Und es geht weit über diese drei Autoren hinaus. Zwölf Spaziergänge rund um den See laden nun ein, sich der Literatur dort zu nähern, wo sie entstanden ist: am Tegernsee.

Text: Ute Watzl / Abb.: © Dietmar Denger

Diese stattliche Villa mit den roten Fensterläden war sicher sorgfältig ausgewählt. In Hanglage am Leeberg fällt der Blick über die Egerner Bucht hinüber zum Malerwinkel, dahinter erheben sich Leonhardstein und Hirschberg. Wenn hier nicht die Kreativität fließt, wo sonst? Das Leben jener Frau, die hier von 1935 bis 1950 wohnte, war tatsächlich ein einziger Schreibfluss, seit sie 1904 ihren ersten Roman veröffentlichte.

Aber was man von ihr weiß, lässt eher darauf schließen, dass sie ihre Werke, 207 an der Zahl, systematisch erarbeitete und nicht so sehr auf den Kuss der Muse wartete. Die Rede ist von Hedwig Courths-Mahler, als Frau ein frühes Vorbild in weiblicher Selbstbestimmtheit, als Schriftstellerin ein Phänomen. Sie war die erfolgreichste deutschsprachige Autorin des 20. Jahrhunderts. Doch kaum einer weiß das.

VIEL MEHR ALS THOMA UND GANGHOFER
Möglicherweise ändert sich das nun, jedenfalls hier am Tegernsee. Denn wer jetzt vor diesem prächtigen Haus steht, ist viel-leicht auf einem der zwölf neuen Spaziergänge rund um den Tegernsee unterwegs, die seit September frisch beschildert an das Literaturerbe der Region erinnern. Mit ihnen will man endlich der literarischen Bedeutung des Tals gerecht werden.

Denn die reicht mehr als 1.000 Jahre zurück in die Zeit der Gründung des benediktinischen Klosters, wohlgemerkt einst das mittelalterliche Zentrum von Literatur, Buchkunst und Gelehrsamkeit in Bayern. Auch in neuerer Zeit gibt es mehr zu entdecken als die allgegenwärtigen Namen Thoma und Ganghofer, wie eben Courths-Maler und ihre Töchter, die Tegernseer »Bestsellerautorinnen«. Genauso nennt sich dieser Spaziergang nämlich.
Ausgehend von der Schwaighof-Anlage am Seeufer, wo die Gemeinde zu Ehren der Autorin eine Gedenktafel aufstellte, führt der Weg hinauf zum sogenannten »Mutterhof«. So nannte die Familie Courths-Maler das Haus, als die Autorin mit ihrem Mann Fritz und den beiden Töchtern Magarete Elzer und Friede Birkner von Berlin an den Tegernsee zog. Das war 1935 und die Nationalsozialisten machten auch dieser Autorin das Arbeiten schwer, die man später eher für ihre Schnulzenromane belächelte.

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 3/2022 des Reisewelt ALPEN Magazins.
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