Auf uralten Wegen von den Ufern des Iseosees durch die Wälder des Camonica-Tals hinauf zu den Pässen der Brescianer Alpen wandern und Schritt für Schritt in eine großartige Natur- und Kulturlandschaft Italiens eintauchen: Dazu geben in der lombardischen Provinz Brescia zwei vor wenigen Jahren eingerichtete Wanderwege Gelegenheit. Zum einen der Cammino Carlo Magno, der Outdoorfans rund 100 Kilometer auf den Spuren Karls des Großen unter die Sohlen nehmen lässt. Zum anderen die Via Valeriana, eine 140 Kilometer lange Route, die der römische General Gaio Publio Licinio Valeriano im 3. Jh. anlegen ließ, um seine Truppen schnellstmöglich von der italienischen Halbinsel auf die andere Seite der Alpen, an den Rhein oder an die Donau verlegen zu können.
Die Via Valeriana beginnt in Pilzone am Südostende des Iseosee. Bereits der Start ist eine Wucht – wenn der Blick bei klarer Sicht weit über den blauen Voralpensee und die malerische Monte Isola in seiner Mitte schweift. Die erste von insgesamt neun Etappen der Via Valeriana führt ins 24 Kilometer entfernte Pisogne am nordöstlichen Ende des Sees. Dort beginnt Val Camonica, ein lang gestrecktes Tal, das den See mit den Alpen verbindet. Jahrhundertelang haben Menschen Waren mit Tieren und Karren durch diese Gegend transportiert. Wie damals gelangt man auch heute Etappe für Etappe höher hinaus, bis man Edolo und von dort aus den Tonale-Pass auf 1.883 m ü. d. M (alternativ den Aprica-Pass, 1.176 m ü. d. M.) erreicht. Die Trekkingroute wird als mittelschwer eingestuft. Wirklich steil bergauf und bergab geht es nur an wenigen Stellen. Dank der Bahnlinie von Brescia nach Edolo lässt sich die Tour flexibel gestalten. Am Endpunkt jeder Etappe kann man in den Zug steigen, dem Ziel entgegen oder zurück nach Pilzone (oder Brescia) fahren. Der Wanderweg auf den Spuren von Karl dem Großen beginnt in Lovere am Westufer des Iseosees und endet in Ponte di Legno im Camonica-Tal. Munter plätschert der Oglio, ein Nebenfluss des Po, durch das in 1.258 Metern Höhe gelegene Alpendorf. Auf dieser Route soll der legendäre Frankenkönig Karl im 8. Jh. in die Lombardei gezogen sein. Ein historisches Großereignis, weil der Franke die bis dahin in der Lombardei herrschenden Langobarden unterwarf und später vom Papst in Rom zum Kaiser gekrönt wurde. Entlang des in fünf Etappen unterteilten, mittelschweren Wanderwegs präsentieren sich Bergdörfer mit Charakter, historische Stätten und grandiose Landschaften. Zu den Highlights gehören der Lago Moro, ein kleiner Alpensee auf 380 Metern Höhe, der sich aus unterirdischen Quellen speist, sowie der Nationalpark von Capo di Ponte mit vorgeschichtlichen Höhlenzeichnungen. Rund 140.000 Felsritzungen finden sich hier und wurden 1979 zum UNESCO-Welterbe erklärt.
Von Meisterhand gemalt
In Pisogne, dem ersten Etappenziel an der Via Valeriana, ist ein Abstecher in die Wallfahrtskirche Santa Maria della Neve ein lohnenswertes Ziel. Hier wartet große Kunst – die farbenfrohen Fresken an Wänden und Gewölbe, Szenen der Passion Christi, wurden von Girolamo Romanino erschaffen. Im 16. Jh. war er einer der bedeutendsten Meister der veneto-lombardischen Schule von Brescia.
Feen aus Stein
»Fate di Pietra« – steinerne Feen nennen die Einheimischen die Piramidi di Zone. Aus geologischer Sicht handelt es sich bei den bizarren Gebilden um Erosionspyramiden, die die Natur im Laufe von Jahrtausenden geschaffen hat. Die Piramidi di Zone sind frei zugänglich, sie liegen oberhalb der Ortschaft Marone am Ufer des Iseosees (an der Via Valeriana).
Detox für Körper und Geist
Etwa zehn Jahre lang fließt das Wasser aus den Bergen durch verschiedene Gesteinsschichten, bevor es als Hydrogenkarbonat-Sulfat-Kalzium-Wasser mit heilsamer Wirkung bei Boario an die Oberfläche tritt. Auf Kurgäste ist man hier schon lange eingestellt. Auch eine Mini-Kur im Spa ist eine feine Sache – bei einem Thermalwasserbad werden die Muskeln gelockert und der Alltagsstress weggespült.
Noch mehr erleben
Wie wäre es mit einem Abstecher in die nahe Franciacorta? In den Kellern des Weinbaugebiets reifen edle DOCG-Schaumweine. Das sanfte Hügelland lässt sich zu Fuß oder mit dem Rad (diverse Rundtouren) entspannt kennenlernen.