Streifzug durchs Müllerthal

Wer im Müllerthal einen Badeurlaub planen möchte, kommt leider 200 Millionen Jahre zu spät. Das Meer hat sich längst zurückgezogen. Statt Badezeug packt man heute lieber solide Wanderstiefel ein. Denn für Wanderer haben die spektakulären Sandsteinfelsen und lichtdurchfluteten Täler im Müllerthal UNESCO Global Geopark einiges zu bieten.

TEXT/BILDER: ERIK VAN DE PERRE

Nadel der Kleopatra, Räuberhöhle, Teufelsinsel: Solche fantasievollen Namen machen neugierig. Mal wild und schroff, mal geheimnisvoll und verwunschen präsentieren sich die Felsformationen im Müllerthal oder Mëllerdall auf Luxemburgisch. Im April 2022 ist die oft auch als »Kleine Luxemburger Schweiz« bezeichnete Region in das internationale Netzwerk der UNESCO Global Geoparks aufgenommen worden. Seit 2016 bildet sie den Kern des Natur- und Geoparks Mëllerdall.

Für abenteuerlustige Wanderer, die sich nicht von einigen steilen Treppen und engen Felsspalten abschrecken lassen, bietet das 256 Quadratkilometer große Gebiet im Osten Luxemburgs ideale Bedingungen. Doch das war nicht immer so.


WANDERN AUF DEM MEERESBODEN: DIE CONSDORF-MÜLLERTHAL-TOUR

Vor 200 Millionen Jahren wäre eine Wanderung im Müllerthal undenkbar gewesen«, erläutert Gian Marco. Der passionierte Guidemit italienischen Wurzeln lotst mich vier Tage lang durch die Felsschluchten des Müllerthals. Er kennt hier jeden Baum und jeden Felsen. »Vom Trias bis zum mittleren Jura war das Gebiet vom Meer bedeckt«, sagt er, während wir uns über den Auto-Pédestre Wanderweg Consdorf-Müllerthal vorarbeiten. »Über Millionen von Jahren wurden am Meeresboden Schluff, Ton und Sand abgelagert, die später zu massiven Gesteinsschichten verfestigt wurden. Nach dem Rückzug des Meeres wurde das Land angehoben und von Flüssen bearbeitet. Weiche Schichten wurden schnell abgetragen, härtere wie der Sandstein blieben als imposante Felsformationen erhalten.«

Hier und da ließ die Erosion skurrile Gebilde zurück. Während wir an Felsen mit klangvollen Namen wie Goldkaul und Goldfralee vorbeigehen, fühlt man sich unwillkürlich beobachtet. Ein stark verwittertes Felsband wird mit etwas Fantasie zum diabolischen Grinsen, ein bizarr geformter Felsturm zur grotesken Fratze mit Riesenmaul und weit abstehenden Ohren. »In den engen Felsklüften fand die Bevölkerung im Dreißigjährigen Krieg Zuflucht«, holt mich Marcos sonore Stimme in die Realität zurück.

Auf halber Strecke kündigt anschwellendes Rauschen den Schéissendëmpel an. So heißt ein malerischer Wasserfall an der Schwarzen Ernz, überspannt von einer urigen Sandsteinbrücke von 1879. Ein herrlicher Ort, der aber nahe an der Straße liegt und deshalb an diesem sonnigen Sonntag schnell überlaufen ist. Nur den Bachstelzen, die im Felsen neben dem Wasserfall nisten, scheint der Rummel nichts auszumachen.

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 3/2022 des WANDERN & REISEN Magazins.
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