Um 1500 war Schwaz das größte Bergbaugebiet in Europa. Der Silberbergbau ist längst Geschichte, aber seine Spuren ziehen sich wie ein »Silberfaden« durch die zwölf Gemeinden der Silberregion Karwendel. Er ist auch das zentrale Thema des Tiroler Silberpfads, eines neuen Weitwanderwegs, der im Mai 2023 eröffnet wurde.
Mitte Mai, Jenbach. Neben uns fließt behäbig der Inn. Sprühregen tropft leise auf das frischgrüne Laub der Berghänge, die weiter oben von den tiefhängenden Wolken verschluckt werden. Längst verschwunden ist auch der Ort Jenbach, der Beginn- und Endpunkt unserer fünftägigen Tour auf dem Tiroler Silberpfad. Der 86 Kilometer lange Weitwanderweg ist brandneu. Während wir die erste Etappe zurücklegen, findet gerade im benachbarten Dorf Vomp seine offizielle Eröffnung statt.
Der Tiroler Silberpfad wurde von der Silberregion Karwendel mit Unterstützung des Regionalmanagements Bezirk Schwaz realisiert. Er führt in fünf leichten bis mittelschweren Etappen in mittleren Höhenlagen durch das Unterinntal und verknüpft in einzigartiger Weise die authentische Berglandschaft und die reiche Bergbaugeschichte der Region. Schmale Steige und bequeme Forstwege verbinden idyllische Wälder, blühende Wiesen und tiefe Schluchten. Einfache Wegabschnitte mit verträumten Schlössern, mächtigen Burgruinen und spektakulären Hängebrücken sind auch für Familienausflüge geeignet. An besonders schönen Stellen laden bequeme Bänke dazu ein, zu verweilen und die Aussicht auf die Bergwelt des Karwendelgebirges und der Tuxer Voralpen einzusaugen.
VORHANG AUF, BÜHNE FREI!
»Um Gipfelaussichten ist es heute eher schlecht bestellt«, knurrt mein Kumpel Jan (ohne bergmännische Erfahrung). Dafür zeichnen sich aber am Hang die Umrisse einer schneeweißen Burg ab: Wie ein Adlernest wacht Schloss Tratzberg auf einem Felsen hoch über dem Inntal. Wenig später suchen wir hinter den massiven Mauern des ehemaligen Jagdschlosses Kaiser Maximilians Schutz vor dem Regen, bestaunen im großen Ballsaal den prächtigen Stammbaum der Habsburger, erfahren im Königinnenzimmer, wie die adeligen Damen von einst lebten und schauen in der Rüstkammer mit einer gewissen Ehrfurcht auf die massiven Rüstungen. Heute gehört Schloss Tratzberg zu den schönsten Renaissanceschlössern im gesamten Alpenraum. Und eine Verbindung zum Bergbau gibt es auch: 1589 gelangte das Schloss an die Augsburger Familie Fugger, die maßgeblich am Aufschwung des Schwazer Silberbergbaus beteiligt war.
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