Blumenwiesen, Felsenfenster, italienische Küche und wilde Steige: Die Bergamasker Alpen über dem Comer See haben viel zu bieten und sind doch weitgehend ruhig und einsam geblieben. Auf einer großen »8« lässt sich der Bergkamm wunderbar erwandern.
Die beiden stecken die Köpfe zusammen wie ein verliebtes Paar. Als einer die Ohren ganz nach oben streckt, macht auch der andere die Bewegung mit. Einer traut sich einen Schritt näher an uns heran, der andere folgt nach. Die beiden jungen Esel verhalten sich wie ein Liebespaar in ihrer besonders romantischen Phase. Jede Bewegung läuft synchron. Selbst ihre Gesichter ähneln sich, nur der linke hat eine stylischere Strubbelfrisur, ein bisschen wie einer der Rolling Stones zu deren wildesten Zeit.
Wenig später haben wir »alle Hände voll zu tun«, um zwei Esel zu streicheln, ihnen die Ohren zu kraulen, über die Nüstern zu tätscheln und die Stirnfransen zu bändigen. Zeit für die Schmuse-Einheit haben wir heute, denn unsere zweite Etappe auf der »wilden 8« durch die Grigna ist die kürzeste.
Drei Tage wollen wir durch jenen Teil der Bergamasker Alpen wandern, der sich ganz nahe an den Comer See schmiegt. Im Grunde besteht die Grigna aus zwei Bergen, dem höheren, klotzigen Grignone im Norden und der niedrigeren, nach Süden liegenden Grignetta. Verbunden sind sie durch einen vier Kilometer langen Rücken. Aber sobald man die Karte genauer betrachtet, sieht man, dass es unzählige Seitengipfel gibt, etliche Hütten, ein paar Biwaks und tief eingeschnittene Täler. Wenn man die Schuhe geschnürt hat und losgegangen ist, ändert sich das Bild nochmals und man ist sich schnell sicher, in einer eigenen Welt angekommen zu sein: Die Grigne ist etwas Besonderes.
HEIMAT DER VERLOBTEN
Vielleicht hängt das mit den vielen Geschichten zusammen, die über die Grigne erzählt werden. Dabei sind die Berge hier nicht nur für die einheimischen Kletterer wie ein großes Freiluftwohnzimmer, sondern auch für Wanderer. Und selbst in Mailand, Verona und Rom kennt man sich am Ostufer des Comer Sees aus, auch wenn man nicht einmal einen Rucksack besitzt.