Die Halbinsel Crozon in der Bretagne bietet ein einmaliges Naturerlebnis: wilde Atlantikküste, riesige Strände, reiche Geschichte und den großen Naturpark Armorique. In rund einer Woche Trekking auf
dem GR 34 kann man sie umrunden.
Zartrosa beginnt der Petit Minou zu leuchten. Auf den glatten Sandflächen, über die das Wasser ins Meer zurückläuft, spiegelt sich dieser toll gelegene Leuchtturm. Wir haben uns noch längst nicht satt gesehen an der Farbe, da beginnen auch die Felsen zu strahlen, auf denen der Petit Minou steht. Kurz darauf erstrahlt die der Bucht gegenüberliegende Küste von Crozon. Bei diesem Licht kann man gar nicht anders, als die bretonische Küste schön zu finden.
Uns geht es wie den frisch geschlüpften Gänsen von Konrad Lorenz. Von einem Moment auf den nächsten ist es um uns geschehen. Natürlich hätte der Zoologe von »Prägung« gesprochen und seine Zweifel gehabt, ob die auch auf Landschaften möglich ist. Aber nach einer Woche Regenwetter in Frankreichs Norden und beim Anblick der Halbinsel Crozon im Morgenlicht, ja, da hätte er diese Liebe auf den ersten Blick gewiss für möglich gehalten.
Die Halbinsel Crozon liegt in der Bretagne – zwischen Brest und Douarnenez – und ragt hinaus in den Atlantik. Beim Blick auf eine Frankreichkarte ist sie leicht zu identifizieren: Crozon sieht aus wie ein Kreuz. Außer auf wirklichen Inseln hat man wohl nirgends so sehr das Gefühl, von allen Seiten vom Meer umgeben zu sein wie hier. 2.700 Kilometer ist die bretonische Küste lang, die hundert Kilometer um Crozon aber werden unsere Wahl für eine knappe Woche Küstenwandern sein. Die schöne Halbinsel hat herrliche Landschaften zu bieten und einen intakten Naturraum bewahrt, der als Teil des großen Naturparks Armorique unter Schutz gestellt ist.
ZWISCHEN SALZIG UND SÜSS
Wir sind nicht die einzigen, die die Brücke von Térénez nach Crozon hinüber zu Fuß überqueren. Parkplätze zu beiden Seiten und eine Kneipe mit Blick auf die Brücke und den Fluss Aulne weisen sie als Ausflugsziel aus. In ihrer heutigen Form steht sie seit einem Jahrzehnt, ihre Vorgängerbauten existieren immerhin seit hundert Jahren. In sanftem Schwung überspannt sie eine Strecke von 500 Metern – unser erster halber Kilometer Richtung Crozon-Halbinsel. Tief unter uns liegt das Wasser. Meerwasser schon oder noch Süßwasser? Der Fluss Aulne mündet irgendwo hier in die Bucht von Brest. Wir sind so nah am Meer, dass ich mir sicher bin, dass unter uns schon reichlich Salz in der Aulne ist. Zwei große Flussschlingen hat sie noch, dann ist der Atlantik erreicht. Bis dorthin werden wir die Aulne erst einmal begleiten.
Der GR 34 leitet auf Crozon sogleich von der Straße weg und hinab zum Ufer. Nach einem Blick auf die Unterseite der Brücke von Térénez taucht der Weg in kühlen, stillen Wald ein. Wir sind zwar nicht die einzigen, die zu Fuß die Brücke überquert haben, aber die einzigen, die weitergehen.
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