Diesen Augenblick, wenn die Hütte nach langem Aufstieg plötzlich auftaucht, kennt jeder Wanderer. Im Ötztal gibt es gleich vier spektakuläre Hütten, die über der magischen Grenze von 3.000 Metern in hochalpiner Welt vor Wind und Wetter schützen.

Similaunhütte: Ein Ort mit Geschichte
Wassermangel ist noch lange kein Problem für die Similaunhütte: Sie liegt auf 3.019 Metern unterhalb des Similaungletschers am Niederjoch und ist historischer Übergang von Nord- nach Südtirol. Sie ist nicht nur Stützpunkt für hochalpine Touren, sondern auch eine Brücke in die Vergangenheit. Unweit von hier wurde 1991 »Ötzi« gefunden, die berühmte Gletschermumie.
In der Hütte mischen sich Sprachen, Dialekte und Geschichten. Bergsteiger aus aller Welt teilen Tische und Träume, erzählen von alpinen Abenteuern und Gipfeln, die sie noch erklimmen wollen. Als wir nach einem abwechslungsreichen Anstieg über die Martin-Busch- Hütte die Similaunhütte erreichen, lassen wir uns im Panoramaraum nieder und genießen die herrliche Aussicht auf die Bergwelt.
Der Hüttenwirt der Similaunhütte, Markus Pirpamer, füllt den Raum mit Leben: Groß, sportlich, das offene Lachen ist geziert von Lachfältchen. Er unterhält sich mit ein paar Bergsteigern in österreichischem Dialekt. Lachend breitet er die Arme aus. Ich muss unwillkürlich lächeln.
Hochstubaihütte: Ein Stück vom Himmel
Die Hochstubaihütte steht frei und luftig auf 3.173 Metern auf dem Gipfel der Wildkarspitze. Der Aufstieg ist konditionell anspruchsvoll, doch wenn die Hütte schließlich am Ende einer Art Himmelsleiter erscheint, sind die Mühen des Aufstiegs fast schon vergessen. Die Hütte selbst ist schlicht, fast bescheiden – doch ihr Reichtum liegt vor der Tür: ein Panorama, das seinesgleichen sucht. Im Westen leuchten die Gipfel der Wildspitze, im Osten glänzen die Stubaier Eisriesen.
Für den Hüttenwirt Thomas Grollmus ist dieser Platz über 3.000 Metern liebster Arbeitsplatz und Sehnsuchtsort in einem. Wenn die Sonne langsam untergeht, steht die Zeit für einen Moment still. Es gibt Orte, die lassen einen begreifen, wie klein der Mensch ist – und wie groß sein Staunen sein kann. Die Hochstubaihütte ist einer davon.
Die vier Hütten über 3.000 Metern im Ötztal sind mehr als nur Unterkünfte. Sie sind Tore zu einer anderen Welt, in der die Natur den Takt vorgibt. Sie fordern Ausdauer – und belohnen mit Ruhe und Abgeschiedenheit in einer fernen Welt. Heute wie damals warten die Hütten auf Gäste, die das Hochgebirge lieben und den weiten Weg auf sich nehmen. Aus lokalem Gestein gemauert trotzen sie Wind und Wetter und bieten Schutz, Gemütlichkeit und Erholung.
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