Der Plan, entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze von Lauenburg in Schleswig-Holstein bis nach Travemünde zu paddeln, entpuppte sich für Jens Breuer und seine Freundin Sophie Lehmann als schwieriges Unterfangen. Der Blick auf die Karte zeigte, dass das am Stück nicht geht und so beschlossen die beiden, das Ganze mittels Packraft zu absolvieren. So konnten die Passagen an Land dann mit Wanderschuhen und Boot im Rucksack zurückgelegt werden.

Tja, wie kam es denn eigentlich zu dieser Idee? Stimmt, wir wollten Urlaub machen! Aber irgendwie waren uns die Ideen ausgegangen, nachdem wir im Sommer bereits mit dem Fahrrad in Schweden waren. Generell haben wir in den letzten zweieinhalb Jahren sehr viel Zeit im Fahrradsattel verbracht, so dass ein weiterer Trip mit dem Fahrrad für den Herbsturlaub bei mir nur wenig Begeisterung weckt.
Es ist also mal wieder an der Zeit, etwas Neues zu probieren. Das Packraft, ein aufblasbares Kajak, das man problemlos im Rucksack verstauen kann, hat es mir schon seit geraumer Zeit angetan. Der Gedanke, auf einer Mehrtageswanderung ein Boot dabei zu haben und unkompliziert Strecken paddeln zu können, klingt nach einer faszinierend neuen Welt. Aber wo denn nur? Die Möglichkeiten, die sich damit auftun, erscheinen mir auf einmal überwältigend. Warum also nicht vor der eigenen Haustür? Hier in Mecklenburg-Vorpommern gibt es für uns definitiv noch einiges zu erleben.
Entlang der Grenze
Ohne einen blassen Schimmer, welche paddelbaren Flüsse es hier gibt, starre ich eine Zeit lang auf die mir bisher fremde Karte. Denn mit dem Kajak war ich vor unserem Trip nur selten unterwegs. Ohne Lagerplatz für ein eigenes Boot, der Aufwand und die Kosten der Leihe und dann noch der Transport erschien mir das bisher immer zu kompliziert. »Ans Meer paddeln, logisch!«, schießt es mir durch den Kopf. Ich checke schnell die Optionen, aber keine klingt so richtig nach Abenteuer. Dann bemerke ich die Grenze zwischen Mecklenburg- Vorpommern und Schleswig-Holstein, habe direkt das »Grüne Band« vor Augen und mir wird bewusst, dass ich die Region bisher nicht ansatzweise kenne. Die Grenze verläuft entlang vieler Gewässer und über Land – perfekt also, um Paddeln und Wandern zu kombinieren.
Der Ort ist somit gefunden und meine Freundin Sophie brauche ich nicht lange zu überzeugen, als ich ihr enthusiastisch von meiner Idee erzähle: Wir paddeln und wandern entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze von der Elbe bis zur Ostsee mit einem Boot in unserem Wanderrucksack.
In unserer relativ kurzen Vorbereitungszeit dreht sich alles um das Thema Gewicht. Fast jeder Ausrüstungsgegenstand landet dabei auf unserer Küchenwaage und der Nutzen wird immer wieder hinterfragt. Damit es sich nach einem richtigen Abenteuer anfühlt, steht für uns fest, dass wir jede Nacht draußen verbringen wollen, wodurch unsere Packliste allerdings auch beachtlich lang wird. Wir verzichten also auf Löffel, teilen uns einen Miniatur-Deoroller und ersetzen das Zelt durch eine Hängematte. Bei der Filmausrüstung will ich allerdings nicht so viele Kompromisse eingehen, denn der Plan ist, nicht nur ein schönes Abenteuer zu erleben, sondern eine Reisedokumentation darüber zu produzieren (»Mit Packraft & Wanderrucksack ans Meer« auf Youtube kostenlos ansehen).
Erster Kontakt zum Packraft
Am Abend vor der Abreise stehen dann zwei prallgefüllte Wanderrucksäcke mit einem beachtlichen Gewicht in unserem Wohnzimmer. Endlich ist es so weit! Mit dem Zug geht es nach Lauenburg an der Elbe. Voller Vorfreude darauf, wie sich das Packraft wohl paddeln wird, suchen wir uns einen Zugang zur Elbe und lassen unsere Boote erstmalig zu Wasser. Denn um den Abenteuercharakter unseres Trips zu erhöhen, haben wir bewusst auf ein Probepaddeln verzichtet. »Huch, ist das drehfreudig!«, ist mein erster Gedanke, als ich auf dem Sitz mit Sofacharakter Platz nehme. Die ersten Paddelschläge bringen mich dann aber schnell auf Kurs.
»Ich kann die Wellen unter meinen Füßen spüren!«, ruft Sophie freudig von der Seite. Wir genießen noch einen Moment die Weite der Elbe und biegen dann in den Elbe-Lübeck-Kanal ab. Hier trifft es uns völlig unerwartet – Nordwind! Gefühlt gibt es den bei uns nur dreimal im Jahr und genau heute weht der Wind uns fröhlich entgegen. In jeder kurzen Paddelpause werden wir ordentlich abgetrieben und beim Weiterfahren paddeln wir eine Zeit lang gefühlt auf der Stelle.
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