Genusstouren mit Seeblick
Ob leichte Familienwanderung oder anspruchsvolle Gipfeltour: Die Chiemgauer Alpen bieten Touren für jeden Geschmack und dazu zahlreiche Almen mit regionalen Schmankerln. Astrid Därr beschreibt, wie sich Wandern und Genuss verbinden lassen.
Text/Bilder: Norbert Eisele-Hein
Wer kennt ihn nicht, den bairischen Schüttelreim: »I gangat so gern auf d’ Kampenwand, wenn I mit meiner Wamp’n kannt.« Dabei erfordert die Besteigung der Kampenwand zumindest mit Hilfe der 1957 errichteten Kampenwandbahn nicht mal besonders viel Kondition: Von der Steinlingalm (1.467 m) sind es nur etwa 200 Höhenmeter auf den Ostgipfel (1.664 m). Doch die haben es in sich. So manch unerfahrener und nicht allzu trittsicherer Wanderer kommt bei der Kraxelei über speckige Felsen ganz schön ins Schwitzen. Schwindelfreiheit ist auch am ausgesetzten Gipfel gefordert. Dafür werden die Wanderer mit einem spektakulären Panorama auf den Chiemsee belohnt. Direkt unterhalb der Kampenwand wirkt das Schloss Hohenaschau im Tal wie aus Legosteinen gebaut. Im Süden fällt der Blick auf die Loferer Steinberge und bis zu den schneeweißen Hohen Tauern. Das gigantische, eiserne Gipfelkreuz – das größte der Bayerischen Alpen – zieren Gedenktafeln an die in den Weltkriegen gefallenen Soldaten aus dem Chiemgau. Freche Alpendohlen lauern auf einen Happen von der Gipfelbrotzeit. Rostige Kronkorken zeugen davon, dass hier schon so manches Gipfelbier geöffnet wurde. Ruhe kann man auf der Kampenwand nicht erwarten. An sonnigen Wochenenden drängeln sich die Touristen um das Kreuz. Vom Baby in der Kraxe bis zum Zamperl an der Leine – erstaunlich, wer es alles hier rauf schafft und sich im Gipfelbuch verewigt. Damit bei dem Gedränge keiner aus Versehen in den Abgrund geschubst wird, ist das Kreuz doppelt mit einer Kette und einem Drahtseil umzäunt.
Wanderparadies Chiemgauer Alpen
Der Chiemgau zwischen Chiemsee und Chiemgauer Alpen liegt für die Münchner praktisch vor der Haustür: Auf der A8 ist es nur etwa eine Stunde Fahrt, bis das zackige Gipfelmassiv der Kampenwand über der idyllischen Voralpenlandschaft auftaucht. Zu den Hauptorten im Chiemgau zählen Ruhpolding, Reit im Winkl, Inzell, Seebruck, Prien, Chieming, Traunstein und Waging am See. In der Region finden Urlauber die ganze Vielfalt und Schönheit der oberbayerischen Natur- und Kulturlandschaften. Und dazu bietet der Chiemgau eine rekordverdächtige Zahl an Versorgungsstationen für Wanderer: 85 Almen und Berggasthöfe zwischen Inzell und Schleching servieren heimische Spezialitäten wie Kaiserschmarrn und Almkäse. Wandern, Radfahren oder Surfen auf dem Chiemsee, danach Käse direkt vom Senner, Bier von der Schlossbrauerei Stein, Obstler aus einer lokalen Brennerei oder ein Steak vom heimischen Ruperti-Rind – Sport und Schlemmen lassen sich im Chiemgau wunderbar verbinden. Durchwegs gut ausgeschilderte Wege bieten zudem optimale Bedingungen für Wanderungen in den Chiemgauer Alpen – egal ob einfache Familienwanderung zum Badesee oder anspruchsvollere Gipfel- und Hüttentouren. Das Deutsche Wanderinstitut hat elf Wanderungen in der Region wegen ihrer landschaftlichen Schönheit, guten Beschilderung und Wegbeschaffenheit mit dem Qualitätssiegel »Premiumwanderweg« ausgezeichnet. Neben dem 233 Kilometer langen SalzAlpenSteig, der vom Chiemsee über den Königssee bis zum Dachstein führt, zählen allein fünf Routen in und um Reit im Winkl zu den Premiumwanderwegen. Eine der schönsten Tageswanderungen ist sicher die Tour »Gletscherblick Alpin« (Gehzeit ca. 5.30 Stunden, 520 Höhenmeter). Von der Hindenburghütte oberhalb von Reit im Winkl geht es zunächst zur Hemmersuppenalm, dann durch Bergmischwald über das Pflegereck zur Duchkaser-Alm. Bereits auf österreichischem Boden führt nun ein grandioser Höhenweg mit Blick in Richtung Süden auf die Gletscher von Großglockner und Großvenediger weiter zum Straubinger Haus (1.551 m). Von dort wandert man zurück Richtung Hindenburghütte, von wo ein Wanderbus nach Reit im Winkl pendelt.
Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 05/2015.