Wo alles beginnt – Die Quellen der großen Alpenflüsse

»Zurück zu den Quellen« kann vielerlei bedeuten – wir wandern ganz ohne weltanschauliche Mission zum Ursprung bekannter Alpenflüsse. Teils sind sie als Spaziergang erreichbar, teils als Wanderung. Ein besonderer Moment ist es aber immer, einen großen Fluss auf seinen ersten Metern zu erleben.

TEXT: ANDREA STRAUß / FOTOS: ANDREAS STRAUß

it schweren Schritten und sich gegenseitig stützend wanderte das alte Ehepaar Richtung Quelle. Eine volle Tagesetappe hatten sie noch vor sich. Wie viele sie schon hinter sich hatten, konnte man nur abschätzen. Ihre Kleidung hatte unter dem langen Marsch gelitten, die Schuhe waren nur noch Fetzen. Ob es ihre letzte große Reise sein würde? In anderen Kulturen gelten Flüsse als heilig, der Weg zum Ursprung wird als Pilgerreise unternommen. Je größer die Beschwerlichkeit, desto größer der geistige oder seelische Gewinn. Der indische Nationalfluss Ganges ist dafür das bekannteste Beispiel.

In den Alpen waren Wertschätzung und Verehrung der großen Flüsse einst auch im Denken verankert. Zumindest wissen wir, dass die Namen der Flüsse zu den ältesten überlieferten Ortsbegriffen gehören. Oft blieben sie erhalten, selbst wenn das namensgebende Volk nicht mehr dort lebte oder nichts mehr zu sagen hatte. Flüsse wurden als Gottheiten verehrt, ihnen wurden einst Heiligtümer errichtet und Opfer dargebracht. Auf die Kelten geht der »Vater Rhein« zurück und der ebenfalls männliche Flussgott Danuvius/Donau. Viele andere Flüsse wurden mit Göttinnen assoziiert. Ihre Namen sind heute noch weiblich: die Etsch, die Isar, die Salzach.
In der Neuzeit scheint die besondere Verehrung der Flüsse nicht mehr zeitgemäß.

Doch das wandelt sich: Die Wohnlagen am Fluss sind fast so attraktiv und teuer geworden wie ein Seegrundstück, die Uferauen in den Städten sind längst als Naherholungsgebiete und Partymeilen entdeckt. Radtouren, die dem Lauf eines Flusses folgen, haben lange schon Tradition und auch die Spaziergänge und Wanderungen entlang von Flüssen oder eben zu ihren Quellen kommen mehr in den Fokus.

Unsere TOP 6 stellen den Ursprung von einigen großen Alpenflüssen in der Schweiz, Italien und Österreich vor und decken dabei ein breites Spektrum an Quellen ab. Mal sammeln sich mehrere Wiesenbäche in einem Bergsee, der dann als Quelle gilt – wie bei Rhein und Inn. Mal sprudelt das Wasser bereits in respektabler Schüttung aus dem Boden wie bei der Isar, mal gibt es eine richtige Quellfassung wie an der Etsch. Mal kalbt der Gletscher in einen See, dessen Abfluss den Ursprung bildet wie an der Rhône. Noch spektakulärer kann eine Flussquelle kaum sein.

Auch bei der Flusslänge und beim Verlauf sind unsere Alpenflüsse spannend. Da ist einmal der Rhein, der auf 1.200 Kilometern ein halbes Dutzend Länder durchfließt, aber auch die kleine Salzach mit 200 Kilometern Lauflänge. Ein paar Alpenflüsse bleiben ihrer Grundrichtung treu, andere beginnen die Reise nach Süden und landen schließlich im Norden.

Unsere Wanderungen zum Ursprung der sechs Alpenflüsse fallen unterschiedlich aus. Zur Etschquelle führt ein kleiner Spaziergang durch liebliches Wiesengelände, zu den Isarquellen kann man auf einer Almstraße sogar radeln, während man zur Rhônequelle auf einem eigens angelegten Steig geht – kurz, aber in alpiner Szenerie. Wanderwege führen zur Rheinquelle, zum Inn-Ursprung und ins Quellgebiet der Salzach. Dabei ist die Aufmerksamkeit, die der jeweilige Fluss bekommt, ganz unterschiedlich.

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 2/2024 des Reisewelt ALPEN Magazins.

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