Die Prignitz ist eines der am wenigsten besiedelten Gebiete Deutschlands. Und dies ist wohl einer der Gründe, warum die Region auf halbem Weg zwischen Hamburg und Berlin ein wahres Natur- und Tierparadies ist. Zu Fuß lässt
es sich bestens erkunden – abseits von Touristenmassen.
Es ist später Nachmittag, und doch ist es schon komplett dunkel. Der strömende Regen lässt die Sicht im Auto auf ein Minimum schwinden. Alles ist dunkel, kein Lichtschein in der weiten Landschaft zu sehen – weder der Schimmer von einer Laterne noch das heimelige Licht durch die Fenster eines Wohnzimmers. Außer dieser Straße gibt es nichts, das auf menschliche Zivilisation hindeuten könnte. Bis das Ortseingangsschild des kleinen Städtchens Lenzen gelb im Scheinwerferlicht reflektiert und die ersten Häuser auftauchen.
Der Regen hat sich verzogen und am nächsten Morgen scheint die Sonne ins Zimmer der Burg Lenzen, die heute als Hotel dient. Ich freue mich auf das vegane Frühstück. Jonas Mog und Kim Stellbrinck haben mit dem ahead Hotel im Juli 2021 das größte vegane Biohotel Deutschlands mit 39 Zimmern eröffnet. Zum Konzept erklärt Mog: »Wir wollen Hotellerie neu denken und ei-nes der nachhaltigsten Hotels sein. Das hat nichts mit Verzicht zu tun, sondern wir wollen fair, öko-logisch und achtsam sein – und für eine bessere Welt im Einklang mit der Natur, Mensch und Tier leben.«
Der Ort ist perfekt, beherbergt die Burg au-ßerdem das Besucherzentrum des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V.) mit Ausstellungen zur Natur- und Kulturgeschichte der Elbtalaue im mittelalterlichen Burgturm. Nach dem Frühstück führt mich Sabine Forberg vom BUND durch das »Auenreich« im vier Hektar großen Burgpark. »Es handelt sich hier quasi um eine Flussaue im Kleinformat«, erklärt sie. »Wir haben hier den Fluss Löcknitz und die für die Auenlandschaft typischen Bäume wie Weide und Pappel der Weichholzaue sowie Eiche, Esche und Ulme für die Hartholzaue«. Auf einem rund 400 Meter langen Rundweg, der im Rahmen des Projektes »Lebendige Auen für die Elbe« realisiert wurde, kann ich an sechs Sinnes- und Erlebnisstationen das Besondere einer Flussaue hautnah erleben.