Zwischen Vjosa und Zagoria

Wandern von Dorf zu Dorf in Albaniens unbekanntem Süden

Albanien ist in Europa. Und Europa ist in Albanien. Reisende von überall her sind neugierig auf das bis Anfang der 1990er Jahre streng abgeschottete und auf einmal weit offen stehende Land. Und der rasant wachsende Tourismus soll beim wirtschaftlichen Aufbau helfen, besonders in den ländlichen und abgelegenen Regionen. Damit dies möglichst sanft und nachhaltig passiert, gibt es Reiseanbieter, die dieses Land lieben und den Charakter und Besonderheiten erhalten wollen – sogar mit Hilfe der Touristen.

TEXT/BILDER: RAINER GOTTWALD

Dreieinhalb Stunden dauert die Fahrt mit dem Auto vom Flughafen in Tirana bis nach Peshtan im Süden des Lands. Eine kurzweilige Fahrt, denn der junge Fahres der Touren- und Reiseanbieter »Zbulo!«, der bald in Deutschland studieren möchte, hat viel zu erzählen und zu zeigen. Hier die berühmten Erdbeeren, unbedingt probieren; dort das Dorf, aus dem seine Mutter stammt; hier aus Tepelana, der Stadt von Ali Pascha, kommt sein Vater; halt, noch der tolle Blick auf die Vjosa bei Sonnenuntergang. Trotz des kurzen Flugs nach Tirana fühlen wir uns jetzt schon sehr weit fort.

Die Vjosa. Das ist der als blaues Herz Europas prominent gewordene Fluss, der aus Griechenland kommend ungezähmt und unberührt in die Adria mündet. Auch durch die finanzielle und ideelle Unterstützung eines bekannten kalifornischen Herstellers von Outdoorbekleidung kann die Vjosa weiterhin als letzter großer wilder Fluss durch Europa fließen. Die Vjosa ist Nationalpark und bald UNESCO Biosphärenreservat. Die Pläne für einen großen Staudamm sind erfolgreich verworfen worden.

»Për të mirë!« (Zum Wohl!), wünscht Mira, die trotz unserer späten Ankunft in ihrem schönen Gästehaus in Peshtan ein leckeres Abendessen auf den Gartentisch gestellt hat. Freundliche Wünsche und Begrüßungen werden wir in den nächsten Tagen noch oft hören und mit »Falemenderit!« (Vielen Dank) ebenso oft beantworten. Von unserem netten Fahrer bekommen wir noch die Einweisung für die nächsten Wandertage: Kartenblätter der Tagesetappen, dazu ein GPS-Outdoor-Navi und ein Handy mit albanischer SIM-Karte, alles komplett und mit voll geladenen Akkus.

VERSTECKTES WANDERLAND IN EUROPA
Ausgeschlafen sitzen wir beim Frühstück. Ein Paar aus den Niederlanden, unterwegs mit Fahrrädern, hat im Garten gezeltet und versorgt sich selbst, ein anderes Paar aus Süddeutschland packt gerade für die Heimreise. Sie sind in Gegenrichtung gewandert. Das war kein Spaziergang, anstrengend und beeindruckend, die wilde Natur, die Landschaft, die Menschen. Und eine kurze Begegnung mit einem Wachhund, die sich aber schnell auflöste. Hunde. Das wussten wir schon. Keine wilden Hunde. Es sind die Schäferhunde, die auf ihre Herden aufpassen und niemanden in die Nähe lassen. Die sind sehr groß und haben keine Angst vor Bären und Wölfen. Wir sollten darauf gefasst sein. Das Beste ist immer, sich rufend beim Schäfer bemerkbar zu machen und einen Bogen um die Tiere zu machen. Gastgeberin Mira will uns beruhigen. Passieren wird uns sicher nichts, solange wir uns an ein paar Regeln halten.

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 2/2024 des trekking-Magazins.
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