Eine Paddeltour zwischen Lübeck und Wismar bietet mannigfaltige Eindrücke: City-Paddeln mit Sightseeing historischer Bauten, verträumte Flussabschnitte auf der Trave, boddenartige Gewässer vor Wismar und natürlich die Steilküsten, Strände und Wellen der Ostsee. An neuen Perspektiven herrscht keine Mangelware. Björn Nehrhoff von Holderberg hat das Gebiet in mehreren Tages- und Übernachtungsfahrten immer wieder besucht und die schönsten Eindrücke für das kajak-Magazin mitgebracht.
Einsetzen und Parken kann man in Lübeck hervorragend gegenüber des VKLs (Verein für Kanusport Lübeck), der am Ende der Wakenitz logiert. Gegenüber an der Trave dient ein kleiner Steg als komfortabler Einsetzpunkt. Von hier aus einfach die Trave in Richtung Mündung runterzupaddeln würde bedeuten, dass man die allermeisten Eindrücke aus der Königin der Hansestädte verpassen würde.
Ich empfehle daher, erst mal eine Runde um die Stadt zu machen, bei der man etwa fünf Kilometer zurücklegt. Dafür paddeln wir vom Steg aus einfach stromaufwärts der sanft fließenden Trave entgegen. Die parkartige Landschaft mit alten Weiden und Pappeln am Ufer ist das grüne Herz von Lübeck und verbirgt zunächst die Altstadtinsel vor unseren Blicken. Nach gut zwei Kilometern biegen wir scharf rechts in den Seitenkanal ein, der uns nun bald die Schönheiten der Altstadtinsel offenbart. Fachwerkhäuser begleiten das Ufer. Die Türme der mächtigen Kirchen ragen aus der Silhouette der Stadt.
Wären da nicht die Autos am Ufer, könnte man sich mancherorts fast in die Hochzeit der Hanse versetzt glauben, die sich im 12. Jahrhundert zunächst als Kaufmannsbund entwickelte und später zu einem mächtigen Städtebund anwuchs. Zur Glanzzeit gehörten mehr als 200 See- und Binnenstädte zur Hanse. Der Wohlstand, den die Hansestädte im Mittelalter erlangt haben, zeigt sich noch heute an den Baudenkmalen der so genannten Backsteingotik. Dazu gehören die Kirchen mit ihren roten Ziegelmauern, aber auch die Speicher am Ufer und das Wahrzeichen der Stadt, das Holstentor.
Wer hier am linken Ufer anlegt und die Boote an Land zieht, könnte sich in der nahen Niederegger Marzipanwelt ein Kännchen Kaffee und ein Stück Marzipannusstorte einverleiben. Der Transport der Waren erfolgte großteils über Ost- und Nordsee mit so genannten Koggen. Das sind die dickbäuchigen Handelsschiffe ihrer Zeit. Am Ende der Altstadt liegt in der Regel ein Nachbau eines solchen Schiffs neben den Verladekränen am Ufer vertäut, unter dem wir direkt vorbeipaddeln können.