Kinder und Wildwasser – das mag sich auf den ersten Blick vielleicht ausschließen. Doch bei genauerer Betrachtung ist Wildwasserpaddeln der ideale Familiensport, den alle gleichzeitig ausüben können und bei dem alle auf ihre Kosten kommen – wenn man die Sache denn richtig angeht. Was es besonders zu Beginn zu beachten gilt, hat Steffi Bank zusammengestellt.
VORAUSSETZUNGEN
Bevor es mit der Paddelkarriere des Kinds losgeht, sollte man sich Gedanken zu folgenden Punkten machen.
- Freude an der Sache: Eltern sollten nur dann mit ihren Kindern paddeln, wenn sie selbst auch wirklich daran interessiert sind, diesen Sport zu vermitteln. Nur weil Freunde es mit ihren Kindern machen, muss man es nicht genauso machen. Gleichzeitig sollten die Kinder natürlich von sich aus Freude am Paddeln haben. Hat der Nachwuchs keine Lust, aufs Wasser zu gehen, ist manchmal ein wenig Geduld angesagt.
- Eigenes Paddelkönnen: Man muss als Eltern kein WW-V-Paddler sein, um für genügend Sicherheit auf dem Fluss zu sorgen. Dennoch sollte man alle Flüsse, die man gemeinsam mit dem Kind paddelt, sicher und ohne Schwimmer herunterkommen.
- Richtige Paddelbekleidung: Kinder frieren schneller als Erwachsene, daher ist es wichtig, immer für genügend Kälteschutz zu sorgen. Das heißt auch, in eine gute (Halb-)Trockenjacke zu investieren. Kinder, die nicht frieren, sind zufrieden und trauen sich auch gleich viel mehr. Eine gut sitzende, altersgerechte Sicherheitsausrüstung sollte selbstverständlich sein.
- Richtiges Material: Bitte kein altes Spielboot für die ersten Paddelversuche nehmen! Wie bei Erwachsenen müssen Paddel und Boot zur Größe und zum Gewicht des Kindes passen. Die vermeintliche Sicherheit eines breiten Boots hebt sich schon nach kurzer Zeit auf, da wichtige Dinge, wie zum Beispiel das Ankanten, nicht richtig erlernt werden können.
- Keine falsche Motivation: Beim Wildwasserpaddeln sollten immer der Spaß, das gemeinsame Erlebnis und die persönliche Herausforderung im Vordergrund stehen. Falscher Ehrgeiz hat hier keinen Platz! Die eigene Entwicklung im Sport ist wichtiger als der ständige Vergleich mit anderen Kindern.
- Eins sein mit dem Element Wasser: Eine gute Wassergewöhnung ist eine der wichtigsten Grundlagen. Kinder, die sich im Wasser wohlfühlen, fühlen sich auch im Boot wohl. Außerdem ist ein sicher schwimmendes Kind in Bezug auf die Sicherheit ein wichtiger Faktor.
DER START IN DIE PADDELKARRIERE
Die größte Enttäuschung gleich vorweg: Es gibt keine allgemeingültige Formel, wie und ab wie viel Jahren man Kindern das Paddeln am besten beibringt. Dafür spielen in diese Gleichung viel zu viele Faktoren hinein: Wie gut paddeln die Eltern, wie mutig und motiviert ist das Kind, wie sehen die Trainingsmöglichkeiten aus und vieles mehr. Zwei wichtige Grundsätze sollten aber immer gelten. Der Spaß sollte immer im Vordergrund stehen und je kleiner die Kinder, desto sanfter der Start.
Unabhängig vom Alter der Kinder sollten die ersten Paddelschläge ruhig im Zweier erfolgen, denn die Vorteile liegen klar auf der Hand. Zunächst einmal ist man viel freier, was die Streckenlänge betrifft. Macht der Nachwuchs mal schlapp, kommt man trotzdem entspannt am Ausstieg an. Außerdem ist man nicht nur auf ganz leichtes Wildwasser limitiert. Wobei man gerade kleine Kinder auch nicht mit einem wuchtigen WW-III-Bach als erste Wildwassererfahrung überfordern sollte. Eine langsame Steigerung der Schwierigkeit ist also auch hier ratsam.
Einer der größten und meistunterschätzten Punkte des Zweierfahrens ist aber, was das Kind so nebenher aufnimmt. Wasserlesen und Grundlagentechniken werden hier erlernt und bilden so den Grundstock, auf den man beim Einerfahren aufbauen kann. Verstärken kann man diesen Effekt übrigens ganz leicht, wenn man dem Nachwuchs beim Paddeln möglichst viel erklärt (Warum haben wir jetzt diese Route gewählt? Wie genau funktioniert das Kehrwasserfahren?).